Moers Fahrräder bieten Hilfe zur Selbsthilfe

Moers · Das Diakonische Werk und die Wert.Arbeit GmbH bauen mit ihren rumänischen Partnern vor Ort eine Fahrradwerkstatt auf. Jugendliche, die aus dem Waisenhaus kommen, finden dort eine Perspektive für den Schritt ins Berufsleben.

Wenn es im rumänischen Bezirk Királyhágomellék künftig ein wenig wie am Niederrhein aussieht, dann liegt das an einem ungewöhnlichen Hilfsprojekt, in dessen Mittelpunkt Fahrräder stehen. Das Diakonische Werk des Kirchenkreises Moers hat gemeinsam mit der Duisburger Welt.Arbeit GmbH einen Weg gefunden, wie man jungen Menschen in dem rumänischen Partnerdistrikt Hilfe zur Selbsthilfe geben kann.

Rainer Tyrakowski-Freese, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, und Horst Manja von "Wert.Arbeit" sind federführend bei dem Projekt. Als sie die Region an der rumänisch-ungarischen Grenze besuchten, hörten sie vom Geistlichen der dortigen reformierten Gemeinde unter anderem, dass die Jugendlichen des örtlichen Waisenhauses große Probleme haben, Tritt zu fassen, wenn sie mit 18 Jahren die Einrichtung verlassen müssen.

"Dazu muss man wissen, dass diese Gegend mit ihrer großen ungarischen Minderheit bei den Hilfswerken nicht ganz oben auf der Liste steht", sagt Tyrakowski-Freese. "Die Verbindungen nach Siebenbürgen sind aus historischen Gründen besser." Die staatliche Unterstützung für soziale Projekte ist gering. "Daher sind Einrichtungen wie das Waisenhaus stark von Spenden abhängig", ergänzt Manja.

Wie also konnte den Jugendlichen geholfen und das Ganze auf eine eigenständige Grundlage gestellt werden? Da entstand die Idee mit den Fahrrädern. In einem Landstrich, wo viele Menschen nicht mobil sind, ist ein Fahrrad sehr nützlich. Und so wurde in Rumänien wie am Niederrhein Vorarbeit geleistet. Horst Manja: "Vor Ort wurde ein alte Schule gefunden, in der ein Fahrradlade und eine -werkstatt entstehen sollten. Hier in Deutschland haben wir dazu aufgerufen, Fahrräder zu spenden. Die wurden dann von uns repariert, so dass sie in Rumänien verkaufsneu angeboten werden konnten. Dort kennen die Menschen fast nur schlechte Produkte aus China." Der Aufruf war sehr erfolgreich. "Unsere Erwartungen wurden übertroffen, rund 350 Räder kamen von März bis November zusammen." Der Grundstock für den Laden ist also gelegt, nun gilt es, die Werkstatt in Gang zu bringen. Dazu machten die Partner in Rumänien eine Marktanalyse. Und die fiel günstig aus: "Im ganzen Umkreis gab es kein vergleichbares Angebot." Ob Menschen, die zur Arbeit radeln, Jugendliche, die mal eben zur Freundin in den Nachbarort wollen oder ein altes Mütterchen, das Horst Manja erzählte, mit dem Rad könne sie ihre Einkäufe nun viel einfacher erledigen - sie alle profitieren von dem neuen Geschäft. Und für zwei Jugendliche gibt es nun eine berufliche Perspektive. Zu den Institutionen, die das Hilfsprojekt unterstützt haben, zählen die Tuwas Genossenschaft, die Arbeitsloseninitative "Malz", die Evangelische Kirchengemeinde Moers, der Rotary Club Kleve, der Zonta Club Niederrhein, die Steuerberater Grüter & Harnisch und Partner, der ADFC Lingen, das Fahrradgeschäft Kessel in Krefeld und das Institut für Lebensbegleitung in Essen. Übrigens: Räder und vor allem Ersatzteile können immer noch gespendet werden.

(RP)
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