Moers Fasten

Moers · Neue Kolumne in der Fastenzeit: Unser Redakteur Stefan Gilsbach schränkt seinen Fleischkonsum ein und steigt auf Gemüse um.

 Deutlich mehr Gemüse, deutlich weniger Fleisch: RP-Redakteur Stefan Gilsbach fastet in den kommenden Wochen.

Deutlich mehr Gemüse, deutlich weniger Fleisch: RP-Redakteur Stefan Gilsbach fastet in den kommenden Wochen.

Foto: kdi

Dieses Trumm von Rübe, das vor mir im Gemüsekorb liegt, ist wirklich eindrucksvoll. Fast furchteinflößend. "Beißt das Ding?", fühle ich mich fast versucht zu fragen. Doch dann möchte ich ja nicht als Dummkopf wirken, der von Gemüse wenig Ahnung hat. Chlorophyll ist der angesagte Stoff von heute, veganes Essen gilt als politisch korrekt, steht für einen aufgeklärten, gesundheitsbewussten Lebensstil. Zwar spotten manche, diesen Trend zum Grünfutter könne sich nur eine Überflussgesellschaft leisten. Ich will gar nicht entscheiden, wer da Recht hat. Aber auf den Rat meines Hausarztes hin, mehr mit Gemüse zu kochen, werde ich jetzt meinen Speisezettel ändern.

Manche Leser werden sich erinnern: Vor einem Jahr gab es an dieser Stelle schon einen Fastenversuch. Das Motto war damals: Friss die Hälfte, und tatsächlich gingen einige Kilos verloren. In den folgenden Monaten wurde ich immer wieder gefragt, wie es denn um den Erfolg meiner Fastenaktion stehe. Meistens murmelte ich etwas wie "Der Weg ist das Ziel" oder "Gut Ding will Weile haben".

Sagen wir es diplomatisch: Ohne eine Ernährungsumstellung ist es nicht so leicht, das Gewicht zu halten. So war ich mehr oder weniger schon weichgeklopft, als der Doktor mir seine Gemüse-Doktrin nahelegte. Das heißt nicht, dass ich nun Vegetarier werde - für einen Metzgerssohn wäre das auch unpassend. Aber eine Mahlzeit am Tag, vorzugsweise abends, soll nun ganz dem Gemüse gewidmet sein.

Nun ist es ja nicht so, als hätte ich noch nie Gemüse gegessen. Aber das ist so mehr ohne mein Zutun passiert, wenn das Grünzeug sich in Fertiggerichten fand, im Eintopf schwamm oder im Hamburger zwischen Brötchen und Klops steckte. Mit echter Gemüse-Expertise auf den Markt zu gehen und mit Kennerblick Pastinaken, Schwarzwurzeln oder Topinambur zu begutachten, war mir bisher fremd. Ebenso die verschiedenen Möglichkeiten, Gemüsesorten schmackhaft zuzubereiten. Auf diesem Gebiet fühle ich mich wirklich als blutiger (oh, pardon!) Anfänger.

An dieser Stelle möchte ich also in den nächsten Wochen regelmäßig berichten, wie meine ersten Kontakte zum Gemüse, dem unbekannten Wesen, verlaufen sind. Und da gibt es einiges zu entdecken. Zum Beispiel Kardonen, mir bislang völlig unbekannt. Angeblich kann man sie essen, obwohl sie ein wenig aussehen wie ein Folterinstrument. Was genau man daran essen kann, da bin mir nicht sicher. Aber ich bin für alles offen. Stefan Gilsbach

(RP)
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