Sonsbeck Ferienfreizeit an der Heinemann-Schule

Sonsbeck · Die Initiative Integratives Leben ermöglicht Schülern mit geistigen und körperlichen Behinderungen eine Ferienfreizeit

 Die Kinder spielen in der Sporthalle der Hilda-Heinemann-Schule zusammen mit ihren Betreuern.

Die Kinder spielen in der Sporthalle der Hilda-Heinemann-Schule zusammen mit ihren Betreuern.

Foto: Siwe

Im Frühstücksraum der Moerser Hilda-Heinemann-Schule ist der Frühstückstisch gedeckt, gute Laune macht sich breit. 18 junge Schüler im Alter von sechs bis 16 Jahren mit geistigen und körperlichen Einschränkungen erleben einen spannenden Ferientag. Die Sonsbecker "Initiative für Integratives Leben" (INI) ist Träger der Maßnahme. Rituale bestimmen den Tag, ohne die Handpuppe Lucy geht morgens gar nichts. "Die Tagesstruktur ist für uns wichtig", sagt Michael Abelt, INI-Mitarbeiter und zudem als Betreuer an der Heinemann-Schule tätig.

Dass für die Kinder in ihrer Schule eine Ferienfreizeit angeboten wird, ist das Ergebnis einer peniblen wie hartnäckigen Vorbereitungszeit. Manche Hürde für diese Freizeit im Förderschulbereich musste über die Weseler Kreisverwaltung als Schulträger wie auch über den Kreistag genommen werden. So stellte die Ini einen Antrag auf Nutzung des Moerser Schulgebäudes in den Ferien. Die Nutzungsgebühr von drei Räumen macht dabei für die Eltern den größten Batzen aus. "Die Räume sind den Kindern vertraut, die Versorgungssituation ist einfach perfekt", sagt Anja Heidenreich, INI-Geschäftsführerin. Abelt: "Die Kinder erleben viel und können davon erzählen. Das ist für ihre Entwicklung enorm wichtig." Die Zusammenarbeit mit Hausmeisterin und Reinigungskräften spielt sich ein.

Die Idee für die Betreuung kommt aus den Elternreihen. Kerstin Tschachart, Schulpflegschaftsvorsitzende, und Annette Boy gaben als betroffene Eltern den Weg vor, kämpften dafür. Einen Probelauf gab es bereits in den Herbstferien. "Ferien sind für berufstätige Eltern mit behinderten Kindern eine große logistische Herausforderung. Alles muss im Vorfeld verlässlich geplant sein", sagt Annette Boy. Sie ist berufstätig und will ihren achtjährigen Sohn mit Pflegestufe III "die Möglichkeit bieten, auch in den Ferien am Leben teilzuhaben. Angebote in den Ferien sind extrem begrenzt." Sie kritisiert die Ungleichbehandlung von Kindern mit Förderbedarf und Kindern aus den Regelgrundschulen, die die offene Ganztagsbetreuung in den Ferien anbieten. Der elterliche Beitrag richte sich dort nach dem Einkommen. Anders die Betreuung von schwer behinderten Kindern. "Während der Kindergartenzeit mit maximal drei Wochen Ferien ist alles machbar. Probleme fangen mit der Schulzeit an. Das sind mit Lehrerfortbildung, Konferenzen und Ferien immerhin drei schulfreie Monate, die wir für unsere Kinder im Voraus planen müssen", sagt Annette Boy.

Finanziell greifen die betroffenen Eltern trotz Leistungen aus der Verhinderungspflege und weiteren Betreuungsleistungen tief in die Tasche. "Schwächer gestellte Eltern gehen völlig leer aus. Ferienangebote müssen bezahlbar sein", fordert Annette Boy. Anja Heidenreich: "Ich glaube, dass Politik und Verwaltung sich über dieses Thema und einen reibungslosen Ablauf intensiv Gedanken machen müssen." Mit Bönninghardt hat der Kreis Wesel linksrheinisch zwei Schulstandorte für Menschen mit Behinderung. "Im Fall von Reparaturarbeiten in den Ferien könnte man ausweichen", sagt Anja Heidenreich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort