Ausbildungsinitiative 2014 Fleischer: Ein Beruf besser als sein Ruf

Moers · Der Beruf des Metzgers hat bei jungen Menschen kein gutes Image. Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für die Ausbildung. Dabei warten auf Absolventen allerbeste Karrierechancen und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten.

 Lehrling Niclas Richter arbeitet gemeinsam mit seinem Lehrmeister Günter Wellmann (links) in der Produktion. Hinten: Ludger Lemken.

Lehrling Niclas Richter arbeitet gemeinsam mit seinem Lehrmeister Günter Wellmann (links) in der Produktion. Hinten: Ludger Lemken.

Foto: Olaf Ostermann

Niclas Richters Arbeitstag beginnt immer gleich und um Punkt sieben Uhr. Dann steht er wieder in den Produktionsräumen zwischen Wurstmaschinen und Messern. "Erst geht es an die Grobzerlegung, danach dann ans Feine", sagt der 21-Jährige.

Richter absolviert eine Ausbildung zum Fleischer, vor rund einem Jahr hat er sich dazu entschlossen die Lehre zu beginnen. Diese Entscheidung war die richtige, findet Niclas: "Der Umgang mit Lebensmitteln macht mir ungemein viel Spaß." Seine Ausbildung beschreibt er als sehr vielseitig.

Niclas Ausbildungsbetrieb ist die Xantener Metzgerei Lemken. Sein Chef ist Ludger Lemken, der das Unternehmen bereits in der fünften Generation führt. 1999 übernahm er die Metzgerei. Aus dieser jahrelangen Erfahrung weiß der Metzgermeister, worauf es beim Beruf des Fleischers ankommt. "Interesse am Umgang mit Lebensmitteln ist für mich Grundvoraussetzung", sagt er. "Außerdem müssen Bewerber rechnen können."

Gute Rechenkenntnisse - dass das ausgerechnet eine Anforderung an angehende Fleischer ist, klingt überraschender, als es eigentlich ist. Warum, erklärt Niclas: "Wir müssen in der Lage sein, für alle möglichen Wurstrezepte die richtigen Mengenverhältnisse zu ermitteln.". Die einfachsten Wege dahin lernt er in der Berufsschule in Geldern, die er an eineinhalb Tagen in der Woche besucht. Der Mathematikunterricht im Berufskolleg ist praxisnah gestaltet. Daneben lernen die Fleischer alles über Fleischverarbeitung, das Lebensmittelgesetz, Messer und Arbeitsmaschinen.

Am Berufskolleg lernt aber nicht jeder Fleischer exakt dasselbe. Das liegt an der modularisierten Struktur der Ausbildung. Jeder Lehrling kann aus drei Wahlmodulen zwei wählen, die ihn besonders interessieren. Bei Niclas sind das Produktion und Verkauf. Das Schlachten hat er außen vor gelassen, und das hat gute Gründe. "Es werden mehr Verkaufsmetzger gesucht, als Schlachter", erklärt Ludger Lemken. Viele Betriebe schlachten nicht mehr selber, zunehmend wird dieser Job an Großschlachtereien vergeben, die kostengünstiger schlachten. Im Umkehrschluss heißt das: "In der Fleischerlehre kann man dem Schlachten aus dem Weg gehen", sagt Lemken. Auch das überrascht - genauso wie die breite Palette an Beschäftigungsmöglichkeiten nach der Ausbildung. "Wenn Niclas fertig ist, ist er im Einzelhandel, der Produktion und auch in Großküchen gefragt", sagt Lemken.

Niclas kann sich aber auch fortbilden. Nur eine Möglichkeit ist die Meisterschule. Auch zum Lebensmitteltechniker kann er sich fortbilden, dann zum Beispiel im Qualitätsmanagement von großen Unternehmen Karriere machen. Möglich ist aber auch eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung, die zum Beispiel für einen Job im Einkauf befähigt. "Die Fleischerausbildung bietet gute Aufstiegschancen und ist als Grundlage sehr vielfältig", sagt Ludger Lemken, der findet, dass das schlechte Image des Fleischerberufs längst Geschichte sein müsste. "Das klassische Metzgerklischee von Hauen, Stechen und Morgen ist überholt", sagt er.

Der erfahrene Metzgermeister verschweigt aber auch nicht dass sein Beruf oft harte, ehrliche Arbeit ist. "Wir beginnen in der Regel schon um sechs Uhr früh, oft ist die Arbeit auch körperlich anspruchsvoll." Das ist oft vor allem in der Produktion der Fall. Dort ist Niclas noch einige Zeit beschäftigt. Erst gegen Ende der Ausbildung geht es dann in den Verkauf. "Man muss schließlich wissen, wovon man spricht", sagt Niclas.

(RP)
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