Moers Fleischhauer 100 Tage Chef im Rathaus

Moers · Der neue Bürgermeister hat anklingen lassen, dass mit ihm ein neuer Stil in die Moerser Verwaltung eingezogen ist.

Das sind die Gewinner der Stichwahl
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Foto: dpa, mg

Noch steht der Name der Vorgängerdame an der Tür zum Vorzimmer des neuen Bürgermeisters Christoph Fleischhauer. Eine Nickligkeit aus der Verwaltung? Immerhin hatte der Personalrat sich über Wochen vehement dagegen gewehrt, dass der ehemalige Rechtsanwalt seine Sekretärin aus seiner aufgelösten Kanzlei mit in den ersten Stock des Moerser Rathauses brachte. "Ach was", sagt Fleischhauer. Bei mir hat es auch zwei Wochen gedauert, ehe das Namensschild ausgewechselt war." Heidi Roggenkamp, die streitbare Personalratsvorsitzende, sei noch am Morgen bei ihm im Büro gewesen. "Die hat nur ihren Job gemacht", sagt Fleischhauer.

Der Bürgermeister ist im Rathaus angekommen. Das sieht man auch an seinem Dienstzimmer. Da fallen sogleich die beige-gelben Rattansesselchen auf und eine knallbunte Uhr an der Wand. Das harmoniert zwar nicht wirklich mit dem vom Vorgänger übernommenen Rest der Einrichtung, zeigt aber eine eigene Note.

Die Bürgermeisterkandidaten aus Moers
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Fleischhauer fühlt sich in seiner neuen Umgebung sichtlich wohl. Von den Unkenrufen, die ihm eine ungemütliche Anfangszeit im roten Haifischbecken prophezeit hatten, habe sich bis jetzt fast nichts bestätigt. Gerade in den ersten Wochen, als im Intranet des Rates die Kritik wegen der Sekretärinnen-Frage zeitweise in einen Shitstorm abzugleiten drohte, hätten sich seine Mitarbeiter absolut loyal verhalten.

Vor allem über den Beigeordneten Hans-Gerd Rötters, dem sozialdemokratischen Moerser Strippenzieher schlechthin, ist Fleischhauer kein böses Wort zu entlocken. "Hans Gerd-Rötters hat sich mir gegenüber absolut kollegial verhalten. Genau wie ich weiß er genau zwischen den Verpflichtungen, die ein Amt mit sich bringt, und persönlichen Vorstellungen zu unterscheiden." Das bislang gute Verhältnis könnte auch damit zu erklären sein, dass die beiden sich gegenseitig respektieren. Bei Ballhaus und Rötters war man sich da nicht immer so ganz sicher. Von Ballhaus geht das Wort, er habe lange Zeit versucht, das Rathaus zu führen wie eine Markscheiderei bei der Ruhrkohle. Fleischhauer ist da aus einem anderen Holz geschnitzt. Natürlich bringt auch er seine Erfahrungen aus seinem früheren Wirken ein, und auch bei ihm wirken einige Vergleiche auf den ersten Blick etwas komisch. Etwa wenn er die Verhandlungen zwischen den Parteien des Rathauses mit dem Zusammenschluss der Handballgemeinschaft Moers vergleicht, deren Vorsitzender Fleischhauer immer noch ist. Inzwischen belächelt aber niemand solche Aussagen, weil Fleischhauer wiederholt deutlich gemacht hat, was er damit meint: Zuhören, die Position des Anderen respektieren und sein Anliegen anerkennen.

Das hat in der jüngsten Ratssitzung dazu geführt, dass alle Parteien sich auf einen gemeinsamen Kompromiss zur Rettung der Verbraucherzentrale verständigen konnten.

Trotzdem meint Mark Rosendahl, Fraktionsvorsitzender der SPD, dass Fleischhauer sich noch nicht von der CDU frei geschwommen habe. "Er ist noch in der Phase der Orientierung", sagt Rosendahl. Gleichwohl erkennt auch er an, dass sich das Klima während der Ratssitzungen dank Fleischhauer verbessert habe. "Aber er muss noch lernen, dass er nicht gegen Vorschläge der Verwaltung stimmen kann. Das sind ja seine eigenen", sagt Rosendahl.

Das sieht Fleischhauer etwas anders. Der Bürgermeister habe seine eigene Stimme. "Das heißt, dass ich auch mal gegen Vorschläge der CDU und sogar gegen die der Verwaltung stimmen kann." Etwas Anderes sei es, wenn die Abstimmung gelaufen sei. "Dann setze ich mit aller Kraft um, was der Rat beschlossen hat."

Der Bürgermeister muss auch repräsentieren. "Das", sagt Fleischhauer, "macht großen Spaß. Leider kann ich nicht alle Termine wahrnehmen. Sonst besteht die Gefahr, dass ich irgendwann meine Familie vernachlässige."

(RP)
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