Moers Fleischhauer erfindet Neujahrsempfang neu

Moers · Zum ersten Mal stehen bei der Neujahrsansprache des Bürgermeisters Bürger nicht nur im Mittelpunkt, sondern kommen auch zu Wort.

 Bürgermeister Christoph Fleischhauer (rechts) im Gespräch mit den Flüchtlingsbetreuern Klara Menzel-Schmeer und Albert Gorleku.

Bürgermeister Christoph Fleischhauer (rechts) im Gespräch mit den Flüchtlingsbetreuern Klara Menzel-Schmeer und Albert Gorleku.

Foto: klaus dieker

Mit Spannung war der erste Auftritt von Christoph Fleischhauer (CDU) als Moerser Bürgermeister beim Neujahrsempfang der Stadt erwartet worden. Deutlich mehr Gäste als in den vergangenen Jahren waren gekommen, um den "Neuen" auf der Bühne zu erleben. Würde der erste Moerser Bürger der Versuchung anheimfallen, seine rhetorischen Fähigkeiten zur Selbstdarstellung zu nutzen, würde er pointiert vom Leder ziehen und Freund und Feind eins mit nach Hause geben, oder würde er - wie zuletzt sein Vorgänger - die Gelegenheit zur Präsentation eigener Leistungen benutzen?

Nun, es kam alles ganz anders, und allein deshalb hatte sich das Kommen schon gelohnt. Erste Überraschung: Fleischhauer stand schon bei der Begrüßung nicht allein auf der Bühne. Neben ihm übersetzte Gebärdensprachen-Dolmetscher Friedel Lechtleitner jedes seiner Worte in die Sprache der Gehörlosen. Er sei, so der Bürgermeister, von einer Begegnung bei einem Weihnachtsfest des Allgemeinen Gehörlosenvereins so warmherzig begrüßt worden, dass er beschlossen habe, Vertreter des Vereins zum Neujahrsempfang einzuladen. Den Vorsitzenden, Wilfried Lohmann, lud Fleischhauer zu sich aufs Podium, wo der Bürgermeister mit Hilfe des Dolmetschers ein Interview mit Lohmann führte. Der bat den Bürgermeister, auf seine Mitarbeiter einzuwirken, sich bei der Terminvergabe etwas flexibler zu zeigen, da es für Gehörlose schwierig sei, gleichzeitig auch einen Dolmetscher buchen zu können.

Den größten Raum räumte Fleischhauer dem Thema "Flüchtlinge in Moers" ein. Klara Menzel-Schmeer und Albert Gorleku berichteten von ihrer Arbeit als Betreuer. Gorleku bestätigte den Befund von Menzel-Schmeer, dass unter den Flüchtlingen, die derzeit nach Moers kämen, sehr viel mehr gut ausgebildete Menschen seien als bei der letzten großen Flüchtlingswelle vor mehr als 20 Jahren. Diese Menschen hätten vor allen Dingen den Wunsch nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Dem anschließenden Vortrag des ghanaischen Bongo-Spielers wäre allerdings doch ein anderes Forum zu wünschen gewesen.

In seiner eigentlichen Ansprache bekannte Fleischhauer sich zum verständigen Verstoß gegen die Regeln der Etikette: "Wir sollten neugierig bleiben für die Ideen neben der eigenen Meinung. Lassen Sie uns auch mal unkonventionell handeln!", sagte er. Dies setze allerdings einen "respektvollen Umgang" miteinander voraus.

Als wichtigste Themen des neuen Jahres nannte Fleischhauer die Entwicklungen am Solimare, die Neugestaltung des Schlossumfeldes und des Kastellplatzes sowie die Überplanung der Achse von der Trotzburg bis zum neuen Wall.

Die Gäste reagierten überwiegend sehr angetan vom neuen Stil im Bürgermeisteramt. Heinz-Wilhelm Rosendahl (SPD), ehemaliger stellvertretender Bürgermeister etwa sagte: "Fleischhauer hat sich hervorragend präsentiert. Mir hat gut gefallen, dass er die Menschen einmal selber sprechen ließ."

(RP)
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