Moers Flüchtlinge mit Brot und Salz begrüßt

Moers · In der neuen Asylbewerberunterkunft herrscht eine entspannte Atmosphäre. Die Anwohner fragen an, welche Dinge sie spenden können. Nur von Seiten der zuständigen Bezirksregierung ist die Kommunikation eingestellt.

 Gestern spielten die neue Gäste Fußball und Tischtennis auf dem Schulhof der Achterrathsfeldschule in Kapellen. Ein Kapellener brachte am Samstag Salz und Brot, um die Menschen mit einer symbolischen Geste zu begrüßen.

Gestern spielten die neue Gäste Fußball und Tischtennis auf dem Schulhof der Achterrathsfeldschule in Kapellen. Ein Kapellener brachte am Samstag Salz und Brot, um die Menschen mit einer symbolischen Geste zu begrüßen.

Foto: Klaus Dieker

Gerne erzählt Michael Rüddel die Geschichte, wie am Samstag ein Kapellener in die Notunterkunft in der Achterrathsfeldschule kam. "Er hat Brot und Salz mitgebracht", sagt der Fachbereichsleiter Jugend. "Im Nahen Osten empfängt man so Gäste. Es ist eine symbolische Geste, die zeigt, dass jemand willkommen ist." Das Willkommen-Sein drückt auch die Atmosphäre aus, die in der Notunterkunft herrscht, die die Stadt und das Deutsche Rote Kreuz in eineinhalb Tagen aufbauten. "Sie ist entspannt", sagt Michael Rüddel.

Auf dem Schulhof spielen die neuen Gäste Fußball und Tischtennis. Sie unterhalten sich. Oder sie spielen mit ihren kleinen Kindern. Am Freitag kamen 48 mit einem Bus aus Dortmund an, in der Nacht um 22.20 Uhr. Am Sonntag ist ein zweiter Bus eingetroffen, ein weiterer wurde am Abend noch erwartet. Die dann insgesamt bis zu 152 Flüchtlinge stammen vor allem aus Albanien und Syrien. "Dazu kommen viele andere Länder, zum Beispiel Georgien oder China", sagt Einrichtungsleiter Andre Bröcking, der bislang Teamleiter im Fachdienst Soziales war.

Die meisten Flüchtlinge sind junge Erwachsene, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind. Dazu kommen einige Kinder. "Die meisten sind Einzelpersonen", berichtet der Einrichtungsleiter. "Manchmal sind es auch Familien. Wir haben auch eine hochschwangere Frau darunter. Alle Flüchtlinge sind sehr nett und sehr dankbar."

Die Flüchtlinge schlafen in zehn Klassenzimmern, in denen jeweils 15 Betten stehen. Wenn es möglich ist, leben Personen einer Nation in einem Zimmer zusammen. Im Erdgeschoss befinden sich ein Essraum und ein Entspannungsraum, in dem am Sonntagvormittag bereits ein erster Sprachkurs angeboten wurde. Die Duschen befinden sich in einem Container, vor dem Umkleidezelte aufgebaut sind. Alle Hinweisschilder sind dreisprachig: Englisch, Arabisch und Deutsch. Mit Hilfe des Vereins "Freifunk" können die Bewohner über W-Lan kostenlos in ihre alte Heimat telefonieren.

Neben den 150 Flüchtlingen sind bis zu 80 weitere Personen in der Notunterkunft, vor allem wenn die Flüchtlinge anreisen, wie am gestrigen Sonntagnachmittag. 30 vom DRK, 30 von der Stadtverwaltung, sieben Ärzte, Kräfte vom Sicherheitsdienst und ehrenamtliche Helfer. "Es ist eine erstklassige Zusammenarbeit", sagt Andre Bröcking. Damit meint er ausdrücklich nicht die Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung. "Sie ist eine Katastrophe", sagt der Einrichtungsleiter. "Ich habe am Freitag stundenlang herumtelefoniert, um über vier Zwischenstationen einen Ansprechpartner zu bekommen. Der hat dann um 20.30 Uhr angerufen, dass gleich der erste Bus in Dortmund losfährt." Listen mit den Personen, die ankommen, werden nicht vorab per Email oder Smartphone verschickt, sondern hat der Busfahrer dabei. "Die Kommunikation läuft wie vor 50 Jahren", sagt Pressesprecher Thorsten Schröder. Erst wenn die Flüchtlinge aus dem Bus aussteigen, wissen die Verwaltungsmitarbeiter, ob sie registriert sind, also eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchende - kurz Büma - haben.

Wenn sie die Büma nicht besitzen, haben die Mitarbeiter um Andre Bröcking dieses passähnliche Dokument zu erstellen. "Das ist natürlich ein großer Aufwand", sagt er. Am Samstag sprach er bereits mit dem Landtagsabgeordneten Ibrahim Yetim über die Funkstille vonseiten der Bezirksregierung, als dieser die Notunterkunft besuchte. Er wolle diese Kritik an die richtige Stelle weiterleiteten, habe der Politiker versprochen.

(got)
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