Moers Flüchtlinge sollen nicht im Abseits leben

Moers · Fraktionsübergreifend haben die Mitglieder des Sozialausschusses gestern die Verwaltungspläne kritisiert, eine Containerunterkunft für 80 Asylbewerber an der Filder Straße, außerhalb der Stadt, zu errichten.

 Am Standort Filder Straße gab es schon vor einigen Jahren Notunterkünfte. Das Foto zeigt eine zugewucherte Baracke. In der Nachbarschaft, Filder Straße 290, standen seinerzeit Wohncontainer für Asylbewerber und Spätaussiedler. Genau dort sollen die neuen Container errichtet werden.

Am Standort Filder Straße gab es schon vor einigen Jahren Notunterkünfte. Das Foto zeigt eine zugewucherte Baracke. In der Nachbarschaft, Filder Straße 290, standen seinerzeit Wohncontainer für Asylbewerber und Spätaussiedler. Genau dort sollen die neuen Container errichtet werden.

Foto: Klaus Dieker

Zu einem Beschluss konnten sich die Mitglieder des Sozialausschusses gestern nicht durchringen. Zu groß waren die Bauchschmerzen, die ihnen der Verwaltungsvorschlag bereitete, zwei Wohncontainer für insgesamt 80 Asylbewerber an der Filder Straße aufzustellen (wir berichteten).

Der Standort sei zu weit draußen, zu weit weg von der Stadt, von Geschäften, von Schulen und Kindergärten. Und zu weit weg von den Einheimischen, mit denen die Gäste doch in Kontakt kommen sollten, um sich vernünftig zu integrieren. "Diese Menschen dürfen nicht irgendwo, weit weg von einer Bebauung, versteckt werden", forderte Silvia Rosendahl (SPD), und Vertreter aller anderen Fraktionen äußerten sich ähnlich.

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Gibt es einen besseren Standort als die Filder Straße?

Wäre ein ebenfalls ins Gespräch gebrachtes Grundstück im Wohngebiet an der Rathausallee nicht der bessere Standort? Und wie sieht es mit den leerstehenden ehemaligen Grundschulgebäuden Achterrathsfeld und Erlenweg oder gar dem alte Utforter Rathaus aus? Und warum Container statt einer Massivbauweise, die doch laut Verwaltung eigentlich die geeignetere (weil nachhaltigere) wäre? Die Vertreter der Verwaltung und des Zentralen Gebäudemanagements hatten viele Fragen zu beantworten.

Zunächst einmal stellten sie klar, dass es nicht um Platz für Flüchtlingsfamilien geht, sondern um solchen für 80 alleinstehende Männer, mit deren "Zuweisung" die Stadt nach Auskunft der Bezirksregierung rechnen müsse. Die Zeit dränge, denn alle anderen Unterkünfte für Asylbewerber in Moers seien belegt und die Flüchtlingsströme rissen nicht ab. Die Beigeordnete Kornelia zum Kolk sprach die Hoffnung aus, dass die neue Container-Unterkunft bereits gegen Ende März 2015 bezugsfertig sein könnte. Die Planung und Errichtung eines Hauses in Massivbauweise würde zwar ebenfalls rund zwei Millionen Euro kosten, aber wohl deutlich länger brauchen.

Alternative Standorte bringen neue Probleme

In Nachbarschaft der erwähnten ehemaligen Schulen gebe es Kinder- und Jugendeinrichtungen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es nicht gut sei, alleinstehende Männer in einem solchen Umfeld unterzubringen. Das alte Rathaus Utfort als Asylunterkunft herzurichten, käme deutlich teurer als zwei Millionen Euro. Und der Standort Rathausallee wäre, wie Kornelia zum Kolk, sagte, nur eine Teillösung: Dort wäre Platz für maximal 40 Asylbewerber zu schaffen - also zu wenig. Zwar wäre es grundsätzlich möglich, 40 Personen dort und die anderen 40 an der Filder Straße unterzubringen - aber dann würden doppelte Instandhaltungskosten fällig. Die Verwaltung geht von 100 000 Euro jährlich für ein Übergangswohnheim aus.

Fazit: Alle Möglichkeiten in der Stadt seien geprüft worden. "Das ist das, was machbar ist", beteuerte Michael Rüddel, Fachbereichsleiter Jugend und Soziales, mit Blick auf den umstrittenen Verwaltungsvorschlag. Die Mitglieder des Sozialausschusses meldeten dennoch weiteren Beratungsbedarf innerhalb ihrer Fraktionen an. Bis zu den nächsten Ausschusssitzungen erhoffen sie sich unter anderem genauere Auskünfte darüber, bis wann die Wohncontainer tatsächlich geliefert werden könnten und wie viel mehr Zeit ein Massivbau in Anspruch nehmen würde.

(RP)
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