Moers Flüchtlingshelfer brauchen Verstärkung

Moers · Die Zahl der Ehrenamtler in der Flüchtlingsarbeit in den Stadtteilen sinkt. Netzwerke rufen zum Mitmachen auf.

 Sie warben gestern fürs ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe: (von links) Silvia Rosendahl, Clemens Hillebrand, Lioba Dietz, Harald Ziepke, Violetta Kubat, Stephan Nies, Özdilek Simsek, Tunur Suren und Roland Mocek.

Sie warben gestern fürs ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe: (von links) Silvia Rosendahl, Clemens Hillebrand, Lioba Dietz, Harald Ziepke, Violetta Kubat, Stephan Nies, Özdilek Simsek, Tunur Suren und Roland Mocek.

Foto: KDI

Die Situation bei der Bürgergemeinschaft Filder Straße ist typisch. "Als wir angefangen haben, waren wir 20 Aktive", sagte gestern Mitbegründer Roland Mocek "Jetzt sind wir nur noch zehn." Ähnlich wie der Kapellener Bürgergemeinschaft geht es den Flüchtlingsnetzwerken Nord und Mitte: Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer sinkt. Gestern riefen die drei bürgerschaftlichen Organisationen zum Mitmachen auf. "2000 Flüchtlinge leben in Moers. Das friedliche Zusammenleben mit ihnen muss gestaltet werden", sagte Ozdilek Simsek vom Netzwerk Nord. "Die gegenseitige Hilfe klappt besser, je mehr wir sind", ergänzte Stephan Nies vom Netzwerk Mitte.

Die beiden Netzwerke sowie die Kapellener Bürgergemeinschaft sind vor rund zwei Jahren entstanden, als zahlreiche Flüchtlinge nach Moers kamen. Die Helfer besuchen die Flüchtlinge in den Wohnheimen, organisieren Wohnungen, begleiten bei Behördengängen, vermitteln die Regeln des deutschen Alltagslebens (Mülltrennung!), suchen Praktika oder Lehrstellen, bereiten Feste, Feiern und Ausflüge vor - und mehr. "Wenn ich da bin, kommen die Jungs mit Hunderttausend Anliegen auf mich zu", erzählte Lioba Dietz, Helferin der ersten Stunde in der Container-Unterkunft an der Rathausallee in Utfort. Die ehrenamtliche Arbeit sei schön, aber auch zeitaufwendig und anstrengend. "Die Situation der Flüchtlinge ist extrem schwierig", sagte Violetta Kubat vom Netzwerk Mitte. "Viele sind traumatisiert. Man muss als Helfer eine Distanz bewahren, sonst lädt man sich die Probleme selbst auf die Schultern." Silvia Rosendahl (Netzwerk Nord) ist überzeugt, dass der Rückzug vieler aus der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe damit zusammenhängt: "Die Leute müssen sich erholen."

Die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe sei aber auch im Wandel. "Früher haben wir Deutsch in ,Klassen' unterrichtet", nannte Clemens Hillebrand aus Kapellen ein Beispiel. Jetzt sei individuelle "Nachhilfe" gefragt, wenn jemand bei Integrationskursen Probleme hat. Und Nies berichtete von ganz neuen Herausforderungen. Es komme inzwischen vor, dass Betriebe Flüchtlingen kündigten oder dass die Flüchtlinge selbst den Job hinschmissen. Allgemein sei die gegenseitige Zufriedenheit in Betrieben aber groß, betonte Rosendahl. "Die Flüchtlinge sind hochmotiviert."

Hillebrand berichtete von einer afghanischen Familie, um die er sich in Kapellen kümmert. "Sie hat sich bestens integriert." Zur Familie gehörten vier schulpflichtige Kinder. "Wenn es Probleme in der Schule gibt, dann rufen die Lehrer mich an." Aber sich um alle zu kümmern, übersteige seine Möglichkeiten. "Für die Familienbetreuung brauchen wir mehr Leute", sagte auch Silvia Rosendahl. Und Mocek unterstrich: "Die Flüchtlinge müssen reden. Wir brauchen Leute, um zu kommunizieren und zu sprechen."

Kontakt: Netzwerk Mitte, Stephan Nies, 02841 6003025, netzwerkmitte-moers@gmx.de. Ein Treffen für Interessenten findet am 8. Mai, 17 Uhr, an der Xantener Straße 11 statt.

Netzwerk Nord, Özdilek Simsek, 02841 71143, iz@awo-kv-wesel.de. Simsek ist jeden Mittwoch im Internationalen Zentrum an der Talstraße 12 in Repelen anzutreffen.

Bürgergemeinschaft Filder Straße, Roland Mocek, 02841 659655. Treffpunkt ist jeden Montag ab 17 Uhr im Café der Containerunterkunft an der Filder Straße 290.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort