Interview: Christoph Fleischhauer Flüchtlingszahlen eine Herausforderung

Moers · Zurück aus dem Sommerurlaub stehen für den neuen Bürgermeister Christoph Fleischhauer viele Themen auf der Agenda: Die wirtschaftliche Lage der Stadt, der Streit um die Nachtabschaltung und seine persönliche Sekretärin, zum Beispiel.

So sah Duisburgs Zeltstadt für Asylbewerber aus
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Wie hart ist der Boden der Tatsachen, auf dem Sie inzwischen nach dem deutlichen Wahlsieg gelandet sind?

Fleischhauer Ich bin eher auf einer sanften Matte gelandet, denn ich hatte gerade drei Wochen Urlaub und bin wirklich froh, dass das so kurz nach der Wahl möglich war. Denn durch den Wahlkampf hatte ich seit Januar eine ständige Doppelbelastung, das war schon kräftezehrend. Und ich denke, dass der Zeitpunkt des Urlaubs während der politischen Sommerpause gut gewählt war.

Was aber nicht die Diskussion über Ihren Wunsch bremsen konnte, Ihre persönliche Sekretärin von Ihrer früheren Arbeitsstelle mit ins Rathaus zu nehmen. Was sagen Sie dazu, dass es inzwischen sogar Reaktionen vom DGB gibt?

Fleischhauer Jedes Gremium muss wissen, wann es sich wozu äußert. Der DGB-Kreisvorsitzende hat sich ja insbesondere zum Personalrat geäußert. Der trägt meinen Wunsch nicht mit, das haben wir auf sachlicher Ebene diskutiert und es ist nie persönlich geworden. Ein ganz normaler Vorgang also, und keines der Themen, mit denen ich mich hier jeden Tag beschäftige. Da gibt es wichtigere Aufgaben für einen Bürgermeister.

Dennoch: Sie halten an Ihrem Wunsch fest.

Fleischhauer Ich arbeite mit meiner Sekretärin seit 20 Jahren zusammen und weiß, dass ihre Unterstützung hier bei den anstehenden Aufgaben ein großer Rückhalt wäre. Daher halte ich an meinem Wunsch fest. Am 4. September werden wir die Angelegenheit in der Einigungsstelle besprechen, und wenn es dort zu keiner Einigung kommt, dann muss am 24. September der Rat entscheiden.

Welche Themen sind es denn, die Sie gerade beschäftigen?

Fleischhauer Da ist zum Beispiel die steigende Zahl der Asylbewerber und Flüchtlinge, die in Zukunft große Herausforderungen mit sich bringen wird. Und das nicht nur in finanzieller Hinsicht, da werden auch bauliche Entscheidungen zu treffen sein.

Wie ist Moers denn aktuell aufgestellt?

Fleischhauer Soweit man sich überhaupt auf die steigenden Zahlen vorbereiten konnte: gut. Es ist natürlich auch eine schwierige Gratwanderung. Macht man zu wenig, dann war man nachher nicht gut vorbereitet, macht man zu viel, hat man sinnlos Geld ausgegeben.

Thema Geld ausgeben: Sie haben dem Kämmerer sicherlich schon über die Schulter geschaut. Wie groß wird das Defizit sein?

Fleischhauer Aktuell stellt der Kämmerer den Haushalt auf, den stelle ich dann fest und die Politik wird ihn diskutieren. Vor der Einbringung werde ich aber nicht über konkrete Zahlen sprechen.

Waren Sie überrascht von den Zahlen, die Sie bisher schon gesehen haben?

Fleischhauer Nein, die Zahlen haben mich nicht sehr überrascht - ich würde eher sagen, dass sich meine Erwartungshaltung bestätigt hat.

Gespart werden soll in wenigen Wochen unter anderem durch die zeitweise Abschaltung der Laternen in der Nacht. Sie hatten sich im Wahlkampf dagegen ausgesprochen. Verhindern werden Sie sie jetzt aber trotzdem nicht...

Fleischhauer Es ist als Chef der Verwaltung nicht meine Aufgabe, mehrheitliche Beschlüsse zu verhindern oder der Politik Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Ich habe eindeutig Stellung bezogen und meine Meinung gesagt, aber die Mehrheit ist anderer Ansicht, dem muss ich mich beugen. Aber ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich bei der Ratssitzung, in der eine Rücknahme der Abschaltung beantragt wurde, für diesen Antrag gestimmt habe. Der hat aber trotz meiner Stimme keine Mehrheit gefunden. Also habe ich auch nach der Wahl meinen Standpunkt, so wie vorher angekündigt, vertreten.

Die Entwicklung der Moerser Innenstadt, weitere Städteplanung, personelle Entscheidungen - worauf freuen Sie sich in den kommenden Wochen besonders?

Fleischhauer Das kann ich überhaupt nicht sagen. Ich bin im Moment jeden Morgen neugierig und gespannt, was mich erwartet und freue mich auf jeden Tag und will die Herausforderungen anpacken. Die Gespräche mit den Bürgern, die vielleicht auch mal Beschwerden haben, das Kennenlernen der Menschen im Rathaus, die Entscheidungen, die zu treffen sind - ich muss sagen: Das macht schon Spaß.

CHRISTIAN BREUER STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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