Moers Fraktionen sind entsetzt über Kostenexplosion

Bis auf die SPD haben alle befragten Fraktionen bestürzt auf die Kostenexplosion bei der Kultur GmbH reagiert. Wir dokumentieren die Stimmen der Parteien:

Ingo Brohl (CDU): "Als CDU hätten wir nicht gedacht, dass auch die Seifenblase 'Sparschwein Festival-Halle' so schnell platzt, denn die Verlautbarungen waren ja immer andere. Aber man wird sicherlich eine kreative Legende entwickeln, dass die Kostensteigerungen überraschend und ohne eigene Verantwortung durch Geschäftsführung, künstlerischen Leiter und Architekten passiert sind."

Mark Rosendahl (SPD): "Man kann hier nicht von einer Fehlplanung sprechen. Wenn mehr Zeit gewesen wäre, wäre das sicher nicht passiert. Den Fehlbetrag muss die Kultur GmbH jetzt durch entsprechende Einnahmen selbst finanzieren. Für die Halle ist das kein Rückschlag. Man darf nicht vergessen, dass durch den Bau die Kosten für das Festival jährlich um 224 000 Euro gesenkt wurden. Nun müssen Kultur GmbH und Enni gemeinsam ein Betreiberkonzept für die Halle erstellen."

Gabriele Kaenders (Linke): "Das hat mich vom Hocker gehauen. Jeder Privatmann müsste unter solchen Umständen Insolvenz anmelden. Im Rat kloppen wir uns zwei Stunden lang, weil 20 000 Euro für die Verbraucherzentrale fehlen, und hier betragen die Mehrausgaben locker über 300 000 Euro. Wie das mit der Abschreibung gehen soll, ist mir schleierhaft. Für mich ist das ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kultur GmbH überfordert ist. Dort hat doch keiner den Umgang mit Zahlen gelernt. Die GmbH sollte deshalb wieder in die Stadt zurückgeführt werden."

Udo Pieper (FDP): "Der Vorgang ist erschreckend und eines Kaufmanns unwürdig. Als Aufsichtsratsmitglied der Kultur GmbH bin ich ratlos. Die Kostenüberschreitungen müssen doch schon länger bekannt gewesen sein. Sowohl bei den Besichtigungen als auch bei den Sitzungen des Aufsichtsrates ist immer der Eindruck erweckt worden, dass das Projekt sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen liegt. Zudem hatte ich von der Aufsichtsratssitzung am Dienstagabend keine Kenntnis, obwohl ich zwölftes gewähltes Aufsíchtsratsmitglied bin. Rechtlich ist das zwar nicht zu beanstanden, aber es ist schlechter Stil."

Christopher Schmidtke (Grüne): "Von der Kostenüberschreitung höre ich zum ersten Mal. Das ist ja keine Kleinigkeit und hätte schon früher bekannt gewesen sein müssen. Als Aufsichtsrat wäre ich jedenfalls sauer, wenn man mich erst jetzt informieren würde. Aber da sieht man mal wieder, dass Kultur und Wirtschaft doch zwei unterschiedliche Welten sind."

(RP)
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