Moers Freifunk: Die Altstadt hinkt hinterher

Moers · Bereits kurz nach Start des Projektes beteiligen sich viele Geschäfte und Privatpersonen an dem Vorhaben, in der Innenstadt kostenloses W-Lan zur Verfügung zu stellen. Die Geschäftsleute der Altstadt sind allerdings noch skeptisch.

Im Mai beschloss der Moerser Rat, die Initiative "Freifunk Moers" bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, in der Moerser Innenstadt ein flächendeckendes und frei zugängliches W-Lan-Angebot einzurichten. Die Idee stieß bei vielen Moersern gleich auf Gegenliebe (die RP berichtete). Auch viele Geschäftsinhaber und Privatpersonen zeigten sich begeistert und ließen bei sich einen der notwendigen Router installieren.

Das Projekt läuft so gut an, dass sich die Stadt die Unterstützung weiterer Sponsoren sichern konnte. Nun wird das Ziel angestrebt, nicht nur die Innenstadt, sondern das gesamte Moerser Stadtgebiet möglichst flächendeckend zu erschließen. Auf der interaktiven Übersichtskarte der Initiative im Internet sind bereits die ersten Zugangspunkte in Repelen, Utfort oder auch Meerbeck markiert. Dementsprechend zufrieden ist auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer: "Es ist sehr erfreulich zu sehen, mit wie viel Herzblut die Initiative dabei ist und wie schnell die Sponsoren ihre Bereitschaft gezeigt haben."

Doch noch längst nicht alle Moerser Geschäftsleute haben sich bereits von dem Projekt überzeugen lassen können, wie ein Test in der Moerser Altstadt beweist. Hier lässt sich das Freifunk-Netz bislang nur am Beginn der Kirchstraße nutzen. Dort bieten ein italienisches Restaurant und ein Friseursalon gleich drei Zugangspunkte an. Ansonsten finden sich im Altstadtdreieck zwischen Kirch-, Friedrich- und Pfefferstraße keine weiteren Geschäfte, die sich einen Router in ihren Räumen haben installieren lassen.

Nicole Goszczynsky von der "Tabakstube" nennt die Beweggründe, warum man von einer Beteiligung an dem Projekt Abstand genommen hat: "Wenn ich das richtig verstanden habe, würde ein solches Angebot zu Lasten unserer eigenen Internetgeschwindigkeit gehen. Das können wir uns nicht erlauben." Aber auch persönlich sehe sie keinen Sinn hinter "Freifunk Moers". "Ich verzichte lieber auf das Internet, bevor ich ein freies W-Lan nutze. Das ist mir zu unsicher."

Eine etwas differenziertere Meinung zu dem Thema hat Horst-Wilhelm Seiltgen. "Ganz abgesehen davon, dass ich diesen Bedarf an frei zugänglichem W-Lan im Moment nicht wirklich erkennen kann, könnte ich voraussichtlich auch die entsprechende Reichweite nicht garantieren." Die Router müssten bei ihm nämlich im hinteren Teil seines Schuhgeschäfts verbaut werden. "Ob dann vorne überhaupt noch was ankommt, ist fraglich."

Derweil zeigt sich Beate Ruminski von der portugiesischen Weinhandlung "Porterra" dem Projekt gegenüber allerdings sehr aufgeschlossen. "Ich habe durchaus Interesse daran, das ist eine Überlegung wert." Im Moment sei die Situation für viele inhabergeführten Geschäfte in der Altstadt ja sowieso alles andere als rosig. "Das würde eventuell auch wieder Kunden zu uns locken. Die Altstadt ist das Prunkstück hier in Moers, wir müssen daher dringend zusammenarbeiten."

Diesen Trend zur Zusammenarbeit sieht aktuell auch Marvin Schulte. Er ist einer der beiden Initiatoren, die mit der Idee an die Stadt herangetreten sind. "Wir befinden uns gerade in Gesprächen mit der Stadt und dem Werbering, in welchen Geschäften als nächstes die Router aufgestellt werden sollen. Aber mit dem Start des Projekts sind wir außerordentlich zufrieden, schöner ging es eigentlich nicht."

(p-m)
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