Moers Gelassen in den "Ernst des Lebens"
Moers · Der große Tag für die kleinen Schulanfänger steht bevor. In der Grafschaft sind es insgesamt 1360 Kinder, die morgen oder Donnerstag eingeschult werden. Wir geben Tipps für einen guten, entspannten Start.
Endlich ein Schulkind. Die meisten i-Dötzchen freuen sich auf den besonderen Tag, können sie nun endlich Lesen, Schreiben und Rechnen lernen und sich richtig "erwachsen" fühlen. Stolz packen sie zum ersten Mal ihre Ranzen mit den frisch eingekauften Schulsachen. Neben der Freude mischt sich aber auch Unsicherheit in diese spannende Zeit: Von den vertrauten Dingen der Kindergartenzeit mussten die Kinder Abschied nehmen - ab jetzt wird alles neu und anders. Ist meine Lehrerin streng? Werde ich neue Freunde finden? Wie wird das mit den Hausaufgaben? Solche Fragen sorgen für mulmige Bauchgefühle. Und auch für die Eltern beginnt ein neuer Abschnitt mit neuen Herausforderungen.
Auch Regina Beste-Henke, stellvertretende Schulleiterin der Pestalozzi-Schule in Vluyn, ist sehr intensiv mit den Vorbereitungen auf die "Neuen" befasst. Bereits vor den Ferien hatten die Kinder hier Gelegenheit, einen ersten Blick ins Schulleben zu werfen. Auch hat jeder Neuling schon ein Kind aus dem jetzigen vierten Schuljahr als Paten zugewiesen bekommen. "Die Paten kümmern sich in den Pausen um ihre Schützlinge, spielen mit ihnen und erklären ihnen die Pausenregeln, beispielsweise, wo man Fußball spielen darf und wo nicht", erklärt Beste-Henke. Es sei eine Sache, sich in der Klasse mit 25 anderen Kindern einzuleben. Aber wenn auf dem Schulhof plötzlich 200 fremde Kinder da seien, die dazu noch alle größer sind als man selbst, mache das vielen Angst. Die Paten seien da wichtige Helfer.
"Viele Kinder", erzählt die Konrektorin weiter, "haben zu Beginn Schwierigkeiten, sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Sie müssen lernen, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, eine ganze Zeitlang still zu sitzen, sich zu melden, wenn sie etwas sagen wollen, und vieles andere. Wir helfen, in die neue Situation hineinzufinden, indem wir die Konzentrationsphasen langsam steigern, viele Pausen für Spiele und Bewegung einbauen und jeden Tag in einem immer gleichen Ablauf mit festen Regeln und Ritualen gestalten", so die erfahrene Lehrerin. Selbst für die Kinder, die zunächst noch etwas überfordert seien, stelle sich dadurch in aller Regel nach den Herbstferien mehr und mehr Sicherheit und Gelassenheit ein.
Apropos Gelassenheit: Auch Eltern können viel zu einem guten Start beitragen, wenn sie es schaffen, ihre Kinder loszulassen. Sie sollten den Sprössling auf seinem Weg in die Selbstständigkeit begleiten, auch wenn das manchmal schwerfällt.
Ob auf dem Schulweg oder bei den Hausaufgaben - nur wenn Eltern ihrem Kind Freiräume zugestehen und es nach und nach vertrauensvoll loslassen, kann es Selbstvertrauen und Selbstsicherheit gewinnen. Das bestätigt auch Regina Beste-Henke: "Den Kindern ist kein Gefallen getan, wenn die Mama ihnen jeden Morgen den Ranzen bis zum Klassenraum trägt. Sie können dann nicht richtig in der Schule ankommen."
Für die Hausaufgaben gelte: Nichts für das Kind tun, sondern ihm zeigen, wie es etwas selbst tun kann. Mit dem Kind zusammen sollte man die Aufgaben im Schulplaner anschauen, besprechen, was zu tun ist und dann den Raum verlassen mit dem Hinweis, bei Fragen ansprechbar zu sein.
Die Pädagogin, die in diesem Jahr selbst ein erstes Schuljahr übernimmt, rät daher: "Eltern können die Kinder in der ersten Zeit unterstützen, indem sie täglich nachfragen, wie der Schultag war und viel positive Verstärkung geben. Natürlich sollte man auch akzeptieren, wenn das Kind einmal nichts erzählen will."
Auch bei der Lehrerin mischt sich im Vorfeld des ersten Schultags Aufregung mit Vorfreude. "Das Tollste an den Schulanfängern ist ja, dass sie so offen und begeisterungsfähig sind. Diese wunderbaren Eigenschaften versuche ich bei den Schülern aufrecht zu erhalten", sagt Regina Beste-Henke.