Moers George Orwell und der Pinguin

Moers · Schlosstheater bewirbt sich um Kindertheater-Preis.

 Szenenbild von der Premierenvorstellung im Februar.

Szenenbild von der Premierenvorstellung im Februar.

Foto: Archiv

Die Premiere war bereits im Februar diesen Jahres. Schon damals hinterließ die unter der Regie von Ulrich Greb mit dem Ensemble des Schlosstheaters inszenierte Bühnenversion von George Orwells düsterem Zukunftsroman "1984" bei den Zuschauern eine drückende Beklemmung. Das änderte sich auch bei den nachfolgenden Aufführungen nicht. Am Samstag ging das Stück als Beitrag zum diesjährigen Moerser Kinder- und Jugendtheaterfestival "Penguin's Days" ins Rennen um die alljährlich vergebene, goldene Pinguin-Trophäe.

"Für Menschen ab 15" stand dazu in der Vorankündigung, doch die meisten der an diesem Abend anwesenden Besucher waren deutlich älter. Dabei war die Geschichte um den bieder angepassten Winston Smith (gespielt von Patrick Dollas), der durch die Liebe zu einer unangepassten Frau (Katja Stockhausen) in die Mühlen eines unbarmherzigen Überwachungsstaates gerät, trotz einiger recht drastischer Folterszenen gerade für Jugendliche durchaus sehenswert. Schließlich wären sie als extrem fleißige Nutzer der heutigen digitalen Kommunikationsmedien für ein totalitäres Überwachungsregime ganz besonders leicht zu kontrollieren. In Orwells "1984" haben die meisten Bürger des fiktiven Staates Ozeanien diese Kontrolle schon längst als einen normalen Teil ihres Alltags verinnerlicht. So bleibt auch Winstons Liebe zu Julia nicht lange verborgen. Liebe ist für die Mächtigen Ozeaniens eine unberechenbare Angelegenheit, und in der Tat beginnt Smith, allmählich an der Wahrheit ihrer Propagandaphrasen zu zweifeln. Die Strafe dafür war Folter und Gehirnwäsche, und das funktionierte. Am Ende des Stückes lebt Smith wieder so angepasst wie am Anfang, und während sich neben ihm eine riesige, weiße Ratte aufbläht, fängt alles wieder von vorne an. Ein beängstigendes Ende, das aber auch als Warnung verstanden werden kann. Die Moerser Schlosstheaterinszenierung steht zurecht auf die Liste der in diesem Jahr für die "Penguin's Days" ausgewählten Jugendstücke gekommen.

(lang)
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