Moers Grafengalerie: Schreiben weckt Zweifel

Moers · Offenbar steht die Finanzierung der Grafengalerie doch nicht so bombensicher wie von der Verwaltung behauptet. Ein Schreiben der Bank Berlin Hyp sorgte einen Tag vor der heutigen Ratssitzung für Unruhe in Politikerkreisen.

 Die Grafengalerie soll Homberger- und Essenberger Straße städtebaulich miteinander verbinden. Mit dem Abriss könnte möglicherweise schon nächste Woche begonnen werden.

Die Grafengalerie soll Homberger- und Essenberger Straße städtebaulich miteinander verbinden. Mit dem Abriss könnte möglicherweise schon nächste Woche begonnen werden.

Foto: Archiv

Eigentlich schien alles in trockenen Tüchern zu sein. Mit der Aussage des Technischen Beigeordneten Lutz Hormes, dass Brigitte van der Jagt die geforderte Finanzierungszusage ihrer Bank für das Projekt des Einkaufszentrums Grafengalerie vorgelegt habe, wäre die heutige Abstimmung zur Erteilung der Baugenehmigung im Moerser Rat eigentlich nur eine Formalie.

Doch nun hat ausgerechnet das Schreiben, das alle Zweifler hätte verstummen lassen sollen, für neue Irritationen gesorgt. Unserer Zeitung liegt die "Finanzierungsbereitschaftserklärung" der Berlin Hyp für das Projekt "Grafengalerie Moers" vor. Darin bestätigt die Bank zwar, dass man "vorbehaltlich der erforderlichen Genehmigungen durch unsere Bankgremien" das Vorhaben gerne "Mit Kreditmitteln begleiten würde". Man könne sich "eine Finanzierung i. H. des beantragten Kreditbetrages von rd. EUR 35 Millionen vorstellen."

 Hier lesen Sie die "Finanzierungsbereitschaftserklärung" der Berlin Hyp für das Projekt "Grafengalerie Moers" im Ganzen.

Hier lesen Sie die "Finanzierungsbereitschaftserklärung" der Berlin Hyp für das Projekt "Grafengalerie Moers" im Ganzen.

Foto: RP Moers

Diese Formulierungen sorgten gestern für Zündstoff. "Ich kann mir auch vorstellen, am Samstag eine Million im Lotto zu gewinnen", sagte gestern Gabriele Kaenders, Fraktionsvorsitzende der Linken. Ihr ist die Zusage nicht verbindlich genug. Sie kündigte an, dass ihre Fraktion in der Ratssitzung mit "Nein" stimmen werde.

Auch bei der CDU sorgte das Schreiben für Diskussionen. Fraktionsvorsitzender Ingo Brohl räumte ein, dass er "deutliches Magengrummeln" verspüre. Allerdings stehe seine Fraktion weiter zu dem Projekt. Daher will er heute im Rat die Verwaltung auffordern, noch einmal schriftlich zu erklären, dass das Bankschreiben die geforderten Kriterien einer Finanzierungszusage erfülle.

 So soll sie aussehen, wenn sie denn kommt: Die Grafengalerie in Moers.

So soll sie aussehen, wenn sie denn kommt: Die Grafengalerie in Moers.

Foto: Archiv

Brigitte van der Jagt, Chefin des Projektentwicklers CharterHaus, kann das Misstrauen nicht nachvollziehen. "Es ist das erste Mal in über 30 Jahren Berufstätigkeit, dass mir so etwas passiert", sagt sie. Das Schreiben der Berlin Hyp bedeute schließlich, dass die Bank "grundsätzlich bereit" ist, das Projekt, in dem schließlich 15 Millionen Euro Eigenmittel steckten, zu finanzieren. "Eine endgültige Finanzierungszusage kann es aber erst geben, wenn alle Kostenrechnungen und vor allem die Baugenehmigung vorliegen. Zudem stand bislang ja auch noch ein Grundstückstausch mit der Stadt an. "Ich habe immer geliefert, was die Stadt von mir verlangt hat und habe dabei stets mein Wort gehalten", sagte van der Jagt.

Auch SPD-Fraktions-Chef Mark Rosendahl sieht keinen Anlass, das Projekt aufgrund der vagen Bankzusagen in Frage zu stellen: "Natürlich gibt es bei einem solchen großen Projekt immer Risiken. Wir als Rat müssen jetzt entscheiden, ob es sich um eine ernsthafte Zusage handelt und ob wir Frau van der Jagt vertrauen." Die SPD werde auf jeden Fall dem Bebauungsplan für die Grafengalerie zu stimmen, sagte Rosendahl.

Dienstagnachmittag haben van der Jagt und Vertreter der Stadt erste Vorverträge unterschrieben.

(RP)
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