Moers "Hänsel und Gretel" - eine Oper für Arm und Reich

Moers · Sondervorstellungen im Bollwerk 107: Wer eine Karte kauft, ermöglicht gleichzeitig einem bedürftigen Kind den Besuch.

Kinder und Eltern hatten im September Spaß an "Hänsel und Gretel" in der Dorfkirche Repelen. Kirchenmusiker Dennis Kittner hatte eine knackige Kurzfassung der Märchenoper von "Hänsel und Gretel" angefertigt, Konrad Göke passte den Text an. Am vierten Adventswochenende wird das Stück noch zweimal in der Aula der Geschwister-Scholl-Gesamtschule aufgeführt. Wer mit dem Kartenkauf aber gleichzeitig Familien mit dünnem Portemonnaie etwas Gutes tun möchte, geduldet sich noch ein bisschen. Am 9. und 10. Januar gibt es im Bollwerk 107 zwei ganz besondere Vorstellungen: Eltern, die eine Karte für ihr Kind kaufen, ermöglichen gleichzeitig einem Kind aus einer bedürftigen Familie den Besuch einer Aufführung im Bollwerk.

"Wir wollen Familien den Zugang zur Kultur ermöglichen, die sich das sonst nicht erlauben können, denen der Zugang oder das Interesse fehlen", sagte gestern Michael Passon, Geschäftsführer des Vereins "Klartext für Kinder - Aktiv gegen Kinderarmut". Pro Vorstellung stehen im Bollwerk 200 Zuschauerplätze zur Verfügung. "Wenn je 100 Karten verkauft werden, geht die Idee rechnerisch genau auf", sagte Konrad Göke, der für das Kulturprogramm in der Dorfkirche Repelen verantwortlich ist. Die Kooperation haben Göke und Passon unter das Motto "Wir reichen uns die Hände" gestellt. Partner sind das Bollwerk 107 sowie die Sparkasse am Niederrhein. Damit die Sache rechnerisch aufgeht, kosten die Karten für die Vorstellungen im Bollwerk allerdings nicht wie sonst fünf, sondern zehn Euro. "Sollten mehr bedürftige Kinder Interesse anmelden als Karten verkauft wurden, wird Klartext dafür aufkommen", sagte Passon. Ist das Interesse bei den bedürftigen Kindern geringer, fließt das überschüssige Geld aus dem Kartenverkauf in die Vereinsarbeit von "Klartext".

Sein Verein werde für das Projekt im Rahmen der Mobilen Kindertafel werben: Der Bus versorgt Mädchen und Jungen, die sonst anderen beim Essen zuschauen müssten, in Schulen und Kindergärten mit einem Mittagsmahl. Auch das Team des "Seesterns", einer offenen Einrichtung des Diakonischen Werks, werde das Interesse bei Kindern und ihren Eltern abfragen. "Wenn es Interesse in anderen Institutionen gibt, sollten sich diese bei Klartext melden", sagte Passon.

Konrad Göke wird zu den jeweils einstündigen Vorstellungen einen Übersetzer mitbringen, der Flüchtlingskindern die Handlung in Arabisch erklären kann. "Wir werden im Bollwerk eine richtige Bühnenatmosphäre schaffen", kündigt Göke an. Am Ende werden die Lebkuchen vom Knusperhäuschen an die Kinder verteilt. Draußen wird der Kindertafel-Bus warten, der auch Leckeres auffährt. Und Gregor Polzin, Projektleiter im Bollwerk, lädt Familien, die nach Weihnachten plötzlich "zu viel" Spielzeug haben ein, einfach etwas mitzubringen, damit es weitergegeben werden kann.

Adaliz von Goltz (Hänsel), Stella-Louise Göke (Gretel) und Isabelle Razawi (Hexe) singen, Dennis Kittner (Klavier) und Thomas Hamela (Violine) musizieren.

Karten (zehn Euro) für die Vorstellungen im Bollwerk gibt es in der Hauptstelle der Sparkasse am Niederrhein am Ostring, in der Barbara-Buchhandlung und bei der Stadtinformation am Königlichen Hof.

(RP)
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