Moers/Krefeld Hat der Diesel Zukunft am Niederrhein?

Moers/Krefeld · In Zeiten von öffentlichen Fahrverbots-Diskussionen herrscht bei vielen Autofahrern Unsicherheit. Für den Krefelder Kfz-Obermeister Dietmar Lassek ist das ein Grund zur Besorgnis. Sein Kollege René Gravendyk zeigt sich optimistischer.

Der Dieselmotor blieb auch 2017 das Sorgenkind der deutschen Autoindustrie. Dietmar Lassek blickt daher durchaus sorgenvoll auf das Jahr 2018. "Die anhaltende Diskussion über die Zukunft des Dieselmotors und drohende Fahrverbote verunsichert die Autofahrer", sagt der Obermeister der Kfz-Innung Krefeld. Der Verkauf von Diesel-Pkws laufe nur schleppend. Das gelte nicht nur für gebrauchte Fahrzeuge sondern auch für Neuzulassungen der modernen Euro-6-Diesel. "Um drohende Fahrverbote zu vermeiden und nachhaltig etwas für die Umwelt sowie den Werterhalt der Fahrzeuge unserer Kunden zu tun, setzen wir uns im Kfz-Gewerbe für eine Hardware-Nachrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge ein."

Auch sein Kollege René Gravendyk sieht in einer Nachrüstung den Schlüssel, "um dem Kunden ein gutes Gefühl zu geben". In einem weiteren Punkt sind sich Lassek und der Obermeister der Kfz-Innung Niederrhein ebenso einig. Der ab 2020 geltende EU-Grenzwert von 95 Gramm CO² pro Kilometer lässt sich ohne moderne Dieselmotoren nicht einhalten.

Ansonsten hält Gravendyk allerdings dagegen. "Die Aussichten beim Diesel sind nicht schlechter als vorher, der Diesel hat Zukunft. Einen angeblichen Wertverfall kann ich nicht nachvollziehen", sagt er. Er betont zudem die Vorteile des Dieselmotors im Kraftstoffverbrauch und bei hoher Anhängerlast.

Für den größeren Pessimismus seines Krefelder Pendants hat Gravendyk eine Erklärung parat: "Die Nähe zur Niederlande und die weiteren Pendlerstrecken spielen sicherlich regional eine positive Rolle. Bei 5000 bis 7000 Kilometern Fahrleistung im Jahr macht der Diesel dagegen nicht so viel Freude." Gravendyks eigenes Autohaus liegt in Goch, in direkter Nachbarschaft zur deutsch-niederländischen Grenze. Dort sind Diesel-Pkw traditionell beliebt.

Auch bei den Moerser Autohändlern ist das Stimmungsbild gemischt. Sascha Schneider, Geschäftsführer des Autohaus Schneider, spricht von einem "massiven Einbruch" der Verkaufszahlen im Diesel-Segment. Der Anteil von Diesel-betriebenen Pkw am Gesamtverkauf sei von 50 auf fünf Prozent gesunken. Zudem würden viele Kunden ihre Kaufentscheidung aufschieben und zunächst auf weitere politische Entscheidungen warten. Beim Autohaus Schmitz ist hingegen nur von "leichten Verlusten" die Rede, und auch die Hugo Schneider GmbH vermeldet einen stabilen Absatz.

So lässt sich die Frage nach der Zukunft des Diesel-Motors generell nur schwer beantworten. Bei den Gelegenheitsfahrern, die traditionell schon nicht von den Diesel-Stärken profitierten, scheint der Markt weiter geschrumpft zu sein. Für die Berufs-Pendler und Vielfahrer bleibt der Diesel-Pkw hingegen recht alternativlos.

Dietmar Lassek fordert in diesem Zusammenhang nun politische Klarheit. Es könne nicht sein, dass die Autofahrer, die auf den sparsamen Diesel gesetzt hätten, nun für ihre Kaufentscheidung bestraft werden.

(mlat)
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