Moers Hayden Chisholm eröffnet Moers Festival

Moers · Die Eröffnung des 44. Moers Festival gehörte Hayden Chisholm. Der Improviser in Residence begeisterte das Publikum in der Festivalhalle im perfekten Zusammenspiel mit dem Lucerne Jazz Orchestra.

Moers-Festival 2018: Fotos vom 18. bis 21.5.
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Das war das Moers-Festival 2018

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Foto: Klaus Dieker/Dieker, Klaus (kdi)

Manchmal ist es nur ein kurzer Blick, dann ein Kopfnicken - und die Einsätze sind gelungen. Hayden Chisholm und das 15-köpfige Orchester aus der Schweiz verstehen sich perfekt. Zur Eröffnung des Moers Festivals erlebt das Publikum eine Komposition, die es in sich hat. Meditative Passagen wechseln sich mit stetig anschwellenden ab. Die Musik variiert zwischen Improvisation, Versatzstücken und Bigband-Anklängen. Das Konzert in der Festivalhalle ist nicht Hayden Chisholms erste Zusammenarbeit mit dem Lucerne Jazz Orchestra (LJO). Das 2007 gegründete Orchester lädt regelmäßig namhafte Solisten und Komponisten ein, und nicht selten geht es darum, stilistische Grenzen zu überschreiten. Es gab Koproduktionen mit zum Beispiel Nils Wogram, Henning Sieverts, Stefan Schultze und Dave Douglas.

Mit Hayden Chisholm, der 2015 als Improviser in Residence sozusagen als Botschafter der improvisierten Musik in Moers lebt und arbeitet, entstanden bereits zwei kontrastreiche Produktionen: "Rhythm got me", ein Swing-Programm, und das Projekt "Mute Density". Für die Festivalbühne entschied sich Chisholm fürs Experimentelle. Das Werk nimmt das Publikum mit in für ungeübte Ohren fremde Klangwelten. Mit der typischen Bigband-Fraktion hat das, was er mitgebracht hat, nichts zu tun. Mit dem Konzert gibt Chisholm, den die Moerser als ihren Stadtmusiker schätzen gelernt haben, einmal mehr seine Visitenkarte als vielseitiger Künstler ab. Der Neuseeländer spielt nicht einfach nur Saxofon, sondern beschäftigt sich in seiner Musik mit den Obertonstrukturen. Die 2014 aufwendig umgebaute Festivalhalle ist allen Kritikern zum Trotz der beste Ort für ein solches Konzert. Die Akustik ist deutlich besser, als sie es jemals im Festivalzelt im Freizeitpark war.

Und dennoch wird das Moers Festival auch im zweiten Jahr am neuen Solimare-Standort in einem Spannungsfeld stehen. Die Modernisierungsversuche des Festivalchefs Reiner Michalke, die der finanziell angeschlagenen Lage des Festivals geschuldet sind, stehen fast unversöhnlich den nostalgischen Erinnerungen der Jazzfans gegenüber, die über Jahre in den Freizeitpark pilgerten und dort vier Pfingsttage lang ihre Zelte aufschlugen, um ein Festival im Festival zu feiern. Gerade in den Tagen vor der Eröffnung der Pfingstveranstaltung wurden in den sozialen Medien einmal mehr "die alten Festivalzeiten" heraufbeschworen. Es scheint fast, als würde es den Leuten schwerfallen, mit der Entwicklung Schritt zu halten, die die Moers Kultur GmbH einleiten musste, um das 44 Jahre alte Pfingstspektakel zu erhalten. Das erstaunt in diesen schnelllebigen Zeiten besonders.

Dass die Veranstalter nicht im Elfenbeinturm sitzt, haben sie draußen vor der Festivaltür bewiesen. Der Händlermarkt hat sich verändert. Der Platz wirkt aufgelockert, so dass das Flanieren entlang der Stände und Imbissbetriebe mehr Spaß machen wird als 2014. Gestern waren Piazza und Markt trotz später Stunde gut besucht.

Und Hayden Chisholm: Er ging mit dem Lucerne Jazz Orchestra in eine kurze Verlängerung, die Zugabe für den begeisterten Applaus. www.moers-festival.de

(RP)
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