Moers Hedda Gabler: Schauspieler stehen als 3D-Modelle auf der Bühne

Moers · Hedda Gablers Welt gleicht einer liebevoll eingerichteten Puppenstube: Alles ist perfekt, eine zurechtgezimmerte Idylle. Es ist die Welt ihres frisch angetrauten Ehemanns Jörgen Tesman, den sie eigentlich nur geheiratet hat, weil sie sich die Ehe eine angesehene Stellung erhofft hat. Sie erkennt aber bald, dass die scheinbare Idylle für sie zum Mausoleum wird. Das ist der Ausgangpunkt für Henrik Ibsens Stück "Hedda Gabler", mit dem Ulrich Greb, Intendant des Schlosstheaters, am Donnerstag, 8. September, die neue Spielzeit im Schloss eröffnet. "Das Stück könnte eine Boulevardkomödie sein, wenn es am Ende nicht vier Tote gäbe", sagt Greb. Ibsen habe 1890 vier Lebensentwürfe in einer bürgerlichen Gesellschaft beschrieben, hinter deren Fassade sich die scheinbar geordneten Verhältnisse auflösen.

 Ulrich Greb zeigt die Puppenstube und die 3D-Modelle der Schauspieler, die in der Inszenierung eine wichtige Rolle spielen.

Ulrich Greb zeigt die Puppenstube und die 3D-Modelle der Schauspieler, die in der Inszenierung eine wichtige Rolle spielen.

Foto: Klaus Dieker

"Hedda ist nicht glücklich mit ihrem Vorstadtleben, weil sie es nicht schafft, ihre eigene Lebenslüge zu akzeptieren", erklärt Dramaturgin Annika Stadler. Hedda wird sich der Sinnlosigkeit ihrer Ehe bewusst, als Eilert Lövborg in die Stadt kommt. Beide hatten eine leidenschaftliche Affaire miteinander. Henrik Ibsen beschreibt eine Figurenkonstellation, in der es für jeden Einzelnen nur darum geht, die Kontrolle über die anderen zu haben. "Und Hedda ist selbst eine geschickte Akteurin in diesem Spiel", betont Ulrich Greb.

Der Intendant hat sich einen interessanten Kniff erdacht, um das Spiel auf der völlig in Schwarz ausgekleideten Bühne auf eine zweite Ebene zu hieven. Er verdoppelte sein Ensemble, indem er die Schauspieler als 3D-Modelle im Maßstab von eins zu zwölf drucken ließ. Die Figuren gleichen ihren Originalen Magdalene Artelt (Hedda), Marissa Möller, Frank Wickermann, Patrick Dollas und Mathias Heße bis ins kleinste Detail. Passend zu den 3D-Figuren baute Bühnenbildnerin Birgit Angele eine Puppenstube, die perfekt eingerichtet ist - mit Mülltonne und Grill vor der Tür, zwei Schlafzimmern und schicken Möbeln. Im der Stube sind drei Kameras installiert, die das Innere auf eine drei mal drei Meter große Leinwand übertragen. "Dann sind die Figuren sogar größer als die Schauspieler", betont Ulrich Greb.

Die Premiere ist am Donnerstag, 8. September im Schloss. Weitere Termine sind am 11. September sowie am 15. und 21. Oktober. Am Sonntag, 4. September, findet um 11.30 Uhr eine Matinee zum Stück im Schloss statt.

(RP)
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