Moers "Helfende Hände" stiften Werkzeugkoffer für Flüchtlinge

Moers · Die Moerser Privatinitiative leistet Hilfe zur Selbsthilfe: Flüchtlinge können das Werkzeug an der Fahrradstation am Bahnhof ausleihen.

 An der Fahrradstation am Bahnhof können sich Flüchtlinge jetzt Werkzeugkoffer ausleihen.

An der Fahrradstation am Bahnhof können sich Flüchtlinge jetzt Werkzeugkoffer ausleihen.

Foto: Klaus Dieker

"Die meisten Flüchtlinge, die das Glück haben, eine eigene Wohnung vermittelt zu bekommen, haben kein Werkzeug", erklärt Fritz Burger, Ruheständler aus Moers. "Die haben keinen Akku-Schrauber, ich habe zwei." Die Motivation der Moerser, Flüchtlingen ehrenamtlich zu helfen, sei, so der ehemalige Schulleiter, nach wie vor sehr groß. Das Team der Privatinitiative "Helfende Hände" hilft unter anderem beim Einrichten von Wohnungen und Anschließen von Geräten. Wer selbst ans Werk gehen möchte, kann jetzt bei den Mitarbeitern des MALZ (Moerser Arbeitslosenzentrum) an der Fahrradstation am Moerser Bahnhof Werkzeugkoffer ausleihen, die mithilfe von großzügigen Spenden aus der Bevölkerung angeschafft werden konnten.

Wer darüber hinaus Unterstützung braucht, findet Rat und Tat bei den "Helfenden Händen". Fritz Burger: "Für eine junge Frau mit siebenjährigem Kind ist das Aufhängen eines Küchenoberschrankes ein unüberwindliches Hindernis. Die Stadt Moers sorgt für eine Erstausstattung mit Möbeln. Aber die einfache Spüle hat kein Loch und keine Mischbatterie. Dafür braucht man Spezialwerkzeug und etwas Know-how."

Die pensionierte Lehrerin Violetta Kubat gibt seit etwa sechs Monaten Deutschunterricht für Flüchtlinge aus Afrika und Syrien. "Einige meiner Schüler gehören inzwischen fest zum Hilfstrupp um Fritz Burger. Sie fahren mit zum jeweiligen Einsatzort und packen tatkräftig mit an", berichtet sie. "Durch diese Arbeit bauen sie nicht nur soziale Beziehungen auf, sondern haben auch eine sinnvolle Beschäftigung." Dieses neue Modellprojekt, so Violetta Kubat biete viele Lernmöglichkeiten.

"Seit November 2015 sind insgesamt fünfzehn Wohnungen eingerichtet, die Waschmaschinen angeschlossen und die Funktion der Geräte erklärt worden", berichtet Fritz Burger. "Meine Helfer Lamin, Frank und Oskar aus Mali, Nigeria und Syrien fragen oft nach, ob nicht wieder ein Auftrag ansteht. Denn es macht ihnen Spaß und ist eine willkommene Abwechslung."

Auch Klaus Janczyk von der Pressestelle der Stadt Moers hält das neue Hilfsprojekt für "eine tolle Sache. Diese Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet für die Flüchtlinge einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Eigenständigkeit." Aufgrund der großen Anzahl von Flüchtlingen sei die Stadt sehr stark auf das Ehrenamt angewiesen, so Janczyk weiter. Viele Mitbürger machten sich mit ihrem unermüdlichen Einsatz um die Menschen verdient, die hier eine Zuflucht suchen.

Für die Zukunft erhoffen sich Fritz Burger und seine Mitstreiter noch mehr Hilfe aus den Reihen der Flüchtlinge. Burger: "Unter den Leuten, die zu uns kommen, gibt es bestimmt auch Handwerker und Fachkräfte, die unsere Selbsthilfeinitiative mit ihren Kenntnissen und Tatkraft unterstützen können."

(RP)
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