Moers Heribert Hölz feiert 75. Geburtstag

Moers · Der Menschenfreund aus Neukirchen-Vluyn hätte viel zu feiern: Am Montag wird er 75, seit 50 Jahren ist er bei der Caritas dabei, und in diesem Jahr wurde die von ihm initiierte Bosnienhilfe 25 Jahre alt. Jüngst war er wieder unterwegs.

Moers: Heribert Hölz feiert 75. Geburtstag
Foto: Christoph Reichwein

In den 90er Jahren blickte die ganze Welt auf Bosnien, wo ein schrecklicher Bürgerkrieg tobte. Damals machten sich auch Mitarbeiter zahlreicher Hilfsorganisationen auf den Weg in die zerstörten Dörfer und Städte, um den Menschen dort zu helfen. Mittlerweile ist das internationale Interesse an Bosnien abgeebbt, obgleich die Not der Menschen dort vielfach noch sehr groß ist. Die von Heribert Hölz vor 25 Jahren initiierte Bosnienhilfe der Caritas hat sich aber noch nicht von den Menschen abgewandt. Der Grund ist ebenso einfach wie überzeugend: Heribert Hölz ist keine mehr oder weniger anonyme Institution mit häufig wechselnden Mitarbeitern, sondern ein Mensch, der aus Überzeugung anderen helfen möchte, die ohne diese Hilfen kaum über die Runden kommen könnten.

Seit zehn Jahren ist Heribert Hölz, der am 9. Oktober 75 Jahre alt wird, offiziell Rentner, dennoch ist er fast an jedem Vormittag in seinem Buchholzer Caritas-Büro, um für seine Bosnienhilfe zu arbeiten. Bei der Caritas Duisburg arbeitet Hölz übrigens seit 50 Jahren. Eine Jubiläumsfeier wird es aber wohl nicht geben, da Hölz am Jahrestag, das ist der 1. Oktober, wieder mal in Bosnien unterwegs ist, um dort Menschen ganz konkret zu helfen und um selber jene Spendengelder zu verteilen, die er hier in der Region bei unzähligen Vorträgen sammelt. Hölz steht seit Jahren persönlich gerade dafür, dass die Gelder nicht in falsche Hände geraten. Am heutigen Samstag bricht er erneut nach Bosnien auf.

Das meiste Geld sammelt er für drei große Projekte: Die Suppenküche in Zenica, eine Alten- und Krankenpflege in zwei bosnischen Kleinstädten und die Familienpatenschaften, mit der 70 Familien mit monatlich 25 Euro unterstützt werden. Damit diese drei Großprojekte und mehrere kleinere Initiativen durchgeführt werden können, muss Hölz jährlich rund 120.000 Euro an Spendengeldern sammeln. Hölz: "Wenn Leute zu mir sagen, wie toll ich das alles mache, dann antworte ich immer: 'Toll, dass die Menschen mich immer noch dabei unterstützten'." Die Familienpatenschaften waren es übrigens, die Hölz dazu brachten, sich seit seinem 50. Lebensjahr für die Menschen in Bosnien zu engagieren. Im Februar 1992 war er mit Familien in Kontakt gekommen, die durch den Krieg ihr Hab und Gut, manchmal auch Familienangehörige verloren hatten. Dieses unmittelbare Kennenlernen von Menschen, die in großer Not sind und die nicht wissen, wie sie die nächsten Tage, Wochen und Monate überstehen können, habe ihn tief berührt und zum Handeln gebracht. "Vielleicht auch, weil mein Vater im Krieg gefallen ist und ich ohne ihn aufwachsen musste", sagt er.

Bei den Familienpatenschaften hat Hölz die Erfahrung gemacht, dass den Menschen in Bosnien nicht nur die finanzielle Unterstützung wichtig ist; vielmehr bekämen sie das Gefühl, dass sie nicht vergessen werden. "Dieses Gefühl ist genauso wichtig wie das Geld", sagt Hölz.

Im Laufe der Jahre hat Hölz Hunderte Menschen und damit Hunderte Schicksale in Bosnien kennengelernt. Er ist, wie er selber sagt, gut vernetzt in dem Land. Dabei nutzt er natürlich alle Verbindungen, zu denen er als Caritasmitarbeiter Zugang finden kann. Er kennt viele Pfarrer, Bischöfe, auch den Kardinal von Sarajewo persönlich. Er kann auf einen ganzen Stab von Gewährsleuten zurückgreifen, bei denen er sicher ist, dass sie ihm nichts vorgaukeln. Bei Staatsbediensteten oder in den Büros bei den sage und schreibe 150 (!) Ministern im Lande, fühlt sich Hölz nicht so wohl. Da habe er oftmals den Eindruck, dass diese Leute mehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und nicht an das Schicksal der Menschen denken, die in den zahlreichen Dörfern leben, die vom Krieg zerstört wurden und die noch immer nicht aufgebaut wurden.

Hölz kann unzählige wahre Geschichten von Menschen erzählen, die um ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen. In Zenica, einer Stadt mit 115.000 Einwohnern liege die Arbeitslosigkeit derzeit bei 70 Prozent, und wer eine Arbeit habe, könne nicht sicher sein, dass er diese auch in der nächsten Wochen noch habe, sagt er. Natürlich weiß Hölz, dass Hilfe zur Selbsthilfe effektiver ist als ein gespendeter Teller Suppe. Nicht ohne Stolz berichtet Hölz davon, dass er durch die Vermittlung eines Bischofs mit einem erfolgreichen bosnischen Unternehmer in Kontakt kam, der fortan alle Produkte von bosnischen Kleinbauern, denen Hölz seit Jahren hilft, aufkauft.

Aber manchmal muss erst der Teller Suppe her, damit es überhaupt weitergehen kann. Natürlich macht Hölz bei der Verteilung von Speisen an Bedürftige keinen Unterschied bei den Konfessionen. Auf den Vorhalt, dass er als Mitarbeiter der Caritas die Katholiken bevorzugen könnte, meint er knapp und nicht ohne Ironie: "Das ist Unsinn, der Hunger ist nicht katholisch!"

Spendenkonto für die Bosnienhilfe: Caritas Duisburg. Sparkasse Duisburg. IBAN-Nr.: DE 14350500000200104305. Stichwort: Bosnienhilfe

(pk)
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