Moers Hilfe zum Thema Flucht und Sucht

Moers · Drogenhilfe will Flüchtlingshelfer für die Problematik sensibilisieren.

Leben ohne die vertraute Familie und Freunde, Angst vor einer Abschiebung, Kriegs-Traumata oder schlimme Erlebnisse auf der Flucht: All das könnten Gründe dafür sein, belastende Gefühle mit Drogen zu kompensieren. Wie viele der Geflüchteten Probleme mit einer Sucht bekommen, darüber gibt es derzeit aber keine Erkenntnis. Frank Dosin, bei der Drogenhilfe der Grafschafter Diakonie gGmbH - Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers für Moers und Neukirchen-Vlyun zuständig, weiß: Flüchtlinge, die unter einem Suchtproblem leiden, suchen nicht die Beratungsstelle auf. Falls sie mit einer Suchtthematik kämpfen, besitzt diese für sie keine Priorität.

Im Vordergrund stehe für sie verständlicherweise, im neuen Land anzukommen und die Existenz zu sichern, also zum Beispiel einen Asylantrag zu stellen und eine Wohnung zu finden. Dosin, der im Nebenberuf als Traumatherapeut in der medizinischen Flüchtlingshilfe in Bochum arbeitet, weiß aber auch: Ein kleinerer Teil der Traumatisierten kann mit den Jahren eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.

Wie zum Beispiel im Jahr 1995 während des Bürgerkrieges im Balkan, als viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Damals fanden diejenigen Geflüchteten, die eine psychische Erkrankung entwickelten und diese mit Suchtmitteln kompensierten, keine Unterstützung. Diese Situation soll es dieses Mal in Moers nicht geben: "Wir wollen rechtzeitig und schnell ein Angebot schaffen, das früh wirken kann", erläutert Britta Dietrich-Aust, die Leiterin der Drogenhilfe den Plan.

Dafür beschreitet die Drogenhilfe folgenden Weg: Im September bieten die Fachkräfte Männern und Frauen, die ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig sind, einen Fortbildungstag zum Thema "Sucht und Flucht" an: "Wir wollen den Blick schärfen, damit sich die Ehrenamtlichen bei uns in der Drogenberatung melden, wenn sie feststellen, dass Geflüchtete verstärkt Drogen konsumieren oder sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen", sagt Dosin. So will die Moerser Drogenhilfe zunächst die Menschen erreichen, die mit Geflüchteten arbeiten, damit diese sensibel für das Thema "Sucht" werden.

Vor dem Impuls, selber helfen zu wollen, warnen die Experten. "Damit wird unter Umständen alles nur noch schlimmer oder es wird für den Helfer zu belastend." Ihr Rat lautet daher: Die Ehrenamtlichen oder andere Ratsuchende in Moers und Neukirchen-Vluyn sollen sich in dieser Situation an die Fachkräfte von der Drogenhilfe wenden. "Wir können die Geflüchteten auf einem Weg in die Entgiftung, in eine Substitution oder mit unterstützenden Gesprächen begleiten", sagt Dosin. Dafür wollen die Moerser Drogenhelfer ihre Kontakte in die Psychosozialen Zentren in NRW nutzen. Dort können Dolmetscher eingesetzt werden, die helfen können, die Sprachbarriere bei den Therapiegesprächen zu überwinden.

Kontakt kann aufgenommen werden über Frank Dosin und Christoph Olders, Telefon 02841 100185.

(RP)
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