Moers Ideen für die Stärkung lokaler Wirtschaft

Moers · Die lokale Ökonomie war gestern Abend Thema eines Vortrags beim Initiativkreis Moers im Eurotec-Park im Rahmen der Reihe "Moers - eine attraktive Stadt?" Zwei Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein referierten.

 Bei der Begrüßung in der Eurotec-Lichthalle: Otfried Kienzel (rechts) mit (von links) Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Prof. Dr. Rüdiger Hamm, Leif Lüpertz und RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock.

Bei der Begrüßung in der Eurotec-Lichthalle: Otfried Kienzel (rechts) mit (von links) Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Prof. Dr. Rüdiger Hamm, Leif Lüpertz und RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock.

Foto: klaus dieker

Die Geschäfte in den Ortsteilen sind wichtig, vor allem für die Menschen, die dort wohnen, aber auch für die gesamte Volkswirtschaft. Fünf bis 20 Prozent Anteil habe die "lokale Ökonomie" an der Volkswirtschaft, berichtete gestern Abend Prof. Dr. Rüdiger Hamm. Zum Vergleich: Der Anteil der Textil- und Bekleidungsindustrie mache in Deutschland nur noch ein Prozent aus. Und er prophezeite, dass die lokale Ökonomie langfristig weiter an Bedeutung gewinnen werde.

Gemeinsam mit dem Diplom-Sozialwirt Leif Lüpertz skizzierte der Volkswirtschaftler, was man tun kann, um die lokale Ökonomie zu stärken. Als Beispiel diente den Wissenschaftlern von der Hochschule Niederrhein ein Projekt in der Vierserner Südstadt. Der von alteingessessenen, inhabergeführten Geschäften geprägte Stadtteil, früher das eigentliche Stadtzentrum, hatte unter Leerständen und einem schlechten Image zu leiden. Wissenschaftler analysierten Stärken und Schwächen des Viertels, befragten Unternehmer, Passanten, Anwohner und entwickelten konkrete Maßnahmen. Lüpertz holte als "betriebswirtschaftlicher Quartiersmanager" die Unternehmerschaft an einen Tisch und brachte die Einzelhändler dazu, eine Werbegemeinschaft zu gründen, die den Stadtteil als Standort für "Spezialgeschäfte" regional vermarktet. Nach Absprache mit den Eigentümern konnten auch die Schaufenster leerstehender Ladenlokale hübsch dekoriert werden - eine optische Maßnahme, die zumindest dem Image guttat. Ein Architekt fertigte Exposés der leeren Läden an, die in den Fenstern angebracht wurden. "Wo es zu viele Ladenlokale gibt, sollte man aber auch über Rückbau nachdenken", riet Hamm.

Zwar sei "kein Stadtteil wie ein anderer", sagte Hamm. Aber manches von dem, was die Wissenschaftler in der Viersener Südstadt hörte, trifft wohl auch auf Moers zu: zum Beispiel das Gefühl mangelnder Unterstützung seitens der Stadt oder die Kritik an zu wenigen Parkplätzen. Etwas, was der Unternehmer Ulrich Gies in der nachfolgenden Diskussion - sie wurde von RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock geleitet - ins Reich der Märchen verwies. "Wir haben 5300 Parkplätze!" Moers leide unter dem schlechten Image, dass die Kunden in der Innenstadt durch Parkgebühren "abgezockt" würden. Gies nahm auch die Stadtverwaltung aufs Korn, die zum Beispiel die Idee, während des Jazzfests auch Jazzmusik in der Innenstadt zu bieten als Konkurrenz abgelehnt habe.

Guido Lohman, Vorstand der Volksbank Niederrhein bemerkte, es sei das Kernproblem in Moers, dass es divergierende Interessen unter den Eigentümern gebe. Die Gründung einer Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) sei daher zu begrüßen. Sie werde aber nur dann Erfolg haben, wenn sie hauptamtlich begleitet werde. Leif Lüpertz bestätigte: "Ein Zusammenschluss ist nie falsch, ein einzelner erreicht nichts."

Bürgermeister Christoph Fleischhauer stellte eine fast philosophische Frage: "Es heißt immer: Wir müssen etwas tun. Wir - wer ist das?" Worauf Lüpertz ebenso tiefsinnig antwortete: "Mit ,wir' meint man oft: nicht ich. Aber ,wir' heißt tatsächlich: wir alle."

(RP)
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