Das Bergwerk-West schließt "Immer für den Bergbau gekämpft"

Moers · Friedhelm Vogt gehört seit 30 Jahren dem Betriebsrat an, die letzten zwölf Jahre als Vorsitzender. Zahlreiche spektakuläre Aktionen zum Erhalt der Kohleförderung in Kamp-Lintfort und in der Region fielen in diese spannende Zeit.

 Friedhelm Vogt erinnert sich an viele spektakuläre Aktionen. Auch in der Lohnhalle des Bergwerks West erlebten er und seine Kollegen viele historische Stunden.

Friedhelm Vogt erinnert sich an viele spektakuläre Aktionen. Auch in der Lohnhalle des Bergwerks West erlebten er und seine Kollegen viele historische Stunden.

Foto: Klaus Dieker

"Ich wollte nie in den Betriebsrat gehen." Diesen festen Vorsatz hatte Friedhelm Vogt gefasst, als er 1974 mit knapp 16 Jahren als Energieanlagenelektroniker auf dem Bergwerk Rossenray anfing. Denn sein Vater Herbert Vogt war freigestelltes Betriebsmitglied. "Ich habe gesehen, wie belastend es war, weil er kaum noch Privatleben hatte", blickt Friedhelm Vogt auf diese Zeit zurück. "Doch dann ist mein Vater 1983 mit 52 Jahren an Herzinfarkt gestorben.

Ich wurde von mehreren gefragt, ob ich kandidieren würde. Ich konnte nicht Nein sagen. Da ich mir keine Chance ausgerechnete, habe ich mich 1983 aufstellen lassen." Doch seine Prognose war falsch. Er wurde in den Betriebsrat gewählt — und seitdem immer wieder als Mitglied dieses Gremiums bestätigt. Seit 1988 ist er freigestelltes Betriebsratsmitglied, und im Januar 2001 wurde er dessen Vorsitzender. Mit der Zeit kamen weitere Mitgliedschaften in Gremien hinzu, etwa als Ratsherr in Kamp-Lintfort, als Sprecher des Wirtschaftsausschusses des RAG-Gesamtbetriebsrates, als Mitglied im Arbeitskreis "Betriebsräte der Stiftung" oder als Mitglied des Aufsichtsrates der RAG.

Friedhelm Vogt kennt die Gefahren der Höhenluft, Bodenhaftung und damit Vertrauen verlieren zu können. Deshalb fährt er regelmäßig in die Grube ein, um Gespräche mit den Kumpeln vor Ort zu führen. Er handelt Sozialpläne für die Verlegung mit aus. Oder er informiert mit den anderen freigestellten Betriebsratsmitgliedern die Kumpel auf sogenannten Verlegeschichten, warum, wann und wie der Wechsel zu den Bergwerken Prosper-Haniel in Bottrop und Auguste-Viktoria für die einzelnen abläuft.

"Ich trage auch die 90 Exemplare der Gewerkschaftszeitung Kompakt selbst aus, was ich mit Stolz mache", gibt das Hauptvorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie ein Beispiel für seine Bodenhaftung. "Vertrauen aufzubauen geht langsam, es zu verspielen, schnell. Betriebsrat kann man aber nur mit Vertrauen werden." Dieses Vertrauen baute Friedhelm Vogt vor allem Mitte der 1990er Jahren auf. Damals war er neben Jürgen Kohl, seinem Vorgänger als Betriebsratsvorsitzender, bei den Aktionen verantwortlich dabei, mit denen die Kumpel für die Subventionierung der Kohle und damit für den Erhalt des Bergbaus kämpften.

"Ich bin noch nie gegen meinen Arbeitgeber auf die Straße gegangen, aber oft gegen die Politik", sagt er. "Mein Leben war immer auch ein Kampf für den Bergbau und die Arbeitsplätze." Dieser Kampf ist in einem Jahr zu Ende, wenn der 54-Jährige in den Ruhestand geht, in dem er als Untertage-Mann schon seit vier Jahren hätte sein können, es aber nicht wollte. "Mein Platz ist an der Seite der Bergleute", sagt er. "Doch am 31. Dezember 2013 ist Schluss.

Als einer der letzten schließe ich das Bergwerk ab. " Dann will er mit seiner Frau Christe Vogt einen Schnitt machen, um ein neues Leben anzufangen. Sie wollen nach Wittmund bei Wilhelmshaven ziehen, wo sie seit drei Jahrzehnten Urlaub machen und sich ein Haus gekauft haben. "Ich kann nur etwas Neues machen, wenn ich die Zelte hier abbreche", sagt Vogt. "Die Erinnerung an den Bergbau wird prägend bleiben."

(got)
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