Unternehmen werben für die Ausbildung In Handwerk und High-Tech zu Hause

Moers · Yannick Kasberg (22) macht eine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher bei der Firma Hodey in Moers. Neben dem handwerklichen Geschick ist für seinen Beruf auch die Freude am Umgang mit Menschen eine wichtige Voraussetzung.

 Yannick Kasberg bei der Arbeit an einer Schuheinlage. Sein Ausbilder, Orthopädie-Schuhmachermeister Andreas Stapelkamp, schaut zu.

Yannick Kasberg bei der Arbeit an einer Schuheinlage. Sein Ausbilder, Orthopädie-Schuhmachermeister Andreas Stapelkamp, schaut zu.

Foto: klaus dieker

Moers Anderen Menschen helfen, den Alltag zu meistern - für Yannick Kasberg ist dies immer wieder ein gutes Gefühl. Seine Arbeit vermittelt es ihm täglich. Der 22-Jährige ist angehender Orthopädieschuhmacher im dritten Lehrjahr bei der Firma Hodey in Moers. Handwerkliches Geschick ist für den Beruf ebenso wichtig wie Geschick im Umgang mit Menschen. Denn ein Orthopädieschuhmacher hat es mit einer besonderen Klientel zu tun: Mit Leuten, die unter Verformungen des Fußes leiden - sei es aufgrund von Krankheiten, Unfällen oder angeborenen Missbildungen.

Der Kundenkontakt, oft bei Außenterminen, ist Grundlage für Yannicks Arbeit. Direkt vom Fuß wird der Gipsabdruck abgenommen, der als Form für den aus Kunststoff gegossenen Leisten dient. An den Anblick fehlgebildeter oder teilamputierter Füße musste er sich gewöhnen, gibt er zu. "Aber der Gedanke, dem Kunden zu helfen, tritt in den Vordergrund." Das gegossene Fußmodell wird nach Bedarf des Kunden bearbeitet, bevor ein Probeschuh aus durchsichtigem Kunststoff angefertigt wird. Erst wenn dieser genau passt und zusagt, entsteht in der Werkstatt der orthopädische Schuh - bei dessen Gestaltung wiederum die Kundenwünsche zu berücksichtigen sind. "Wir orientieren uns an Konfektionsware, aber die Passform muss stimmen", erläutert Yannicks Ausbilder bei Hodey, Orthopädie-Schuhmachermeister Andreas Stapelkamp.

Orthopädieschuhmacher sind gefragt. Allein die Firma Hodey, als Spezialist Ansprechpartner für Rehabilitation, Orthopädie und Pflege mit Hauptsitz in Kamp-Lintfort, beschäftigt deren sieben. Umso wichtiger nimmt man bei Hodey die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. "Wir bieten hier derzeit weitere Arbeitsplätze in der Orthopädie-Schuhtechnik an und freuen uns auf Bewerbungen", sagt Personalleiterin Gudrun Hodey. Ein guter Hauptschulabschluss reiche als Voraussetzung. Das Interesse und ein gewisses Verständnis der Bewerber für die Materie seien wichtiger. "Von der Eignung machen wir uns am liebsten bei einem Praktikum oder einem Probearbeiten ein Bild." Yannick, der die Realschule in Rheinberg besuchte, war bereits als Neuntklässler Praktikant bei Hodey und hatte schon damals Freude an der vielseitigen Arbeit gefunden.

Wie ein traditioneller Schuhmacher lernt Yannick nicht nur den Umgang mit Zwickzange, Nagel und Hammer kennen. Er muss genauso mit dem 3D-Scanner, mit einer CNC-Fräse und mit High-Tech-Materialien umgehen. Der besonders leichte, aber stabile Kohlenfaserstoff wird zum Beispiel bei der Anfertigung von Orthesen verwendet, Hilfsmitteln zum Stützen und Stabilisieren von Füßen. Diese fertigt der Orthopädieschuhmacher ebenso passgenau an wie Schuheinlagen - "denn Gesundheit fängt bei den Füßen an", sagt Andreas Stapelkamp,

Jedes Werkstück ist ein Unikat. Damit es gelingt, muss der Orthopädieschuhmacher auch wissen, wie ein Fuß aufgebaut ist und welche Fußkrankheiten es gibt. Den anatomischen und pathologischen Hintergrund erwirbt Yannick an der Berufsschule.

Dreieinhalb Jahre dauert seine Ausbildung, die er mit der Gesellenprüfung abschließen will. "Danach möchte ich ein paar Jahre Berufserfahrungen sammeln." An der Firma soll es nicht scheitern. "Wir haben bisher jeden Auszubildenden nach der Lehrzeit übernommen", sagt Gudrun Hodey.

(RP)
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