Moers Irrfahrt zum Friedhof

Moers · Eine Baustelle auf der Geldernschen Straße versperrt die Zufahrt zum Zentralfriedhof in Hülsdonk. Eine umständliche Umleitung erhitzte die Gemüter. Beim Fachbereich Tiefbau und Verkehr stand das Telefon nicht still.

Den Weg zum Hülsdonker Zentralfriedhof kennt Monika Pschichhold eigentlich aus dem Effeff. Es sollte ein ganz normaler Besuch am Grab ihres Mannes werden, am Mittwoch der vergangenen Woche. Seit fast 30 Jahren wohnt die 58-Jährige nun schon in Moers. Dass sie sich unweit ihrer eigenen Wohnungstüre einmal nicht mehr auskennen würde und fast zum Navigationsgerät gegriffen hätte, das hätte sie sich niemals träumen lassen.

Mitten im Naturschutzgebiet

Was war passiert? Wie immer fuhr Pschichhold auf der Hülsdonker Straße stadtauswärts, um dann nach gewohnter Manier in die Geldernsche Straße einzubiegen. Nach einigen Metern Fahrtstrecke war Schluss. Eine Gleisbaustelle der Niag am beschrankten Übergang in Höhe des alten Hülsdonker Bahnhofs verhinderte die Durchfahrt zum nur noch rund 200 Meter entfernten Friedhof. So ein Ärger – aber zum Glück war eine Umleitung ausgeschildert. Dieser folgte Pschichhold erstmal erleichtert, dann aber mit immer größer werdender Skepsis, bis sie plötzlich in einem kleinen Waldstück stand, sich nicht mehr auskannte und ihr auf dem schmalen Waldweg auch noch ein großes Feuerwehrauto zügig entgegen kam.

"Ich stand auf einmal mitten im Naturschutzgebiet", sagt die entsetzte Autofahrerin. Eine Viertelstunde sei sie noch zwischen Kiesbergen und Baumstämmen herumgeirrt, als sie endlich, kurz bevor sie das Navigationssystem bemühen wollte, wieder auf einer asphaltierten Straße stand. "Ich kannte mich in meiner eigenen Nachbarschaft nicht mehr aus", sagt die Moerserin entsetzt. Ihr ging es allerdings nicht alleine so. Zahlreiche Beschwerdeanrufe gingen beim Fachbereich Tiefbau und Verkehr ein. Der Moerser Pressesprecher, Klaus Janczyk, bestätigte den Ärger über die "Umweg-Leitung". "Das war schon eine relativ lange und komplizierte Umleitung", sagte Janczyk. Am Mittwoch wurde sie beantragt und am Freitag wegen der zahlreichen Beschwerden bereits geändert. Die neue Fahrtroute führt über die Rheurdter Straße und die Heckrathstraße. Dort wurden die Pylonen der Anliegerstraße entfernt, die ansonsten die Durchfahrt versperren. Dazu bedurfte es der Genehmigung der Stadt Neukirchen-Vluyn: Kurioserweise steht dieser kleine Zipfel Straße unter nachbarschaftlichem Hoheitsgebiet. In der Vergangenheit hatte die Moerser Polizei immer wieder Autofahrer mit Bußgeldern belegt, die diese Abkürzung in die Moerser Innenstadt genommen hatten. Die Fahrtstrecke ist nun deutlich besser ausgeschildert, das Abbiegen aus dem kleinen Feldweg in den zügig fließenden Verkehr der Rheurdter Straße ist allerdings problematisch und unfallträchtig.

(RP)
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