Moers I.S.A.R. baut Krankenstation in Palo auf

Moers · Gestern hat die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany auf den Philippinen die Arbeit aufgenommen. Erste Aufgabe: eine medizinische Behandlungsstation aufbauen. Von der Leitstelle in Moers aus wird die gesamte Aktion koordiniert.

 Ein Bild der Verwüstung zeigte sich den I.S.A.R.-Leuten in Tacloban. Gestern begann der Einsatz.

Ein Bild der Verwüstung zeigte sich den I.S.A.R.-Leuten in Tacloban. Gestern begann der Einsatz.

Foto: I.S.A.R.

Nur zwei Sekunden Verzögerung, kein Rauschen. Die Verbindung über das Satellitentelefon ist gut. Mark Rösen, der Mitte der Woche mit dem Team von I.S.A.R. Germany auf die Philippinen geflogen ist, ist klar zu verstehen, als er gestern Abend endlich telefonieren kann. "Das sind kriegsähnliche Zustände hier", sagt der Xantener, der nach Asien geflogen ist, um nach Taifun Haiyan bei der medizinischen Versorgung zu helfen. Kinder liegen im Wasser auf den Straßen, es gibt keinen Strom, kein Wasser, kein Haus ist mehr intakt. Außerdem stinkt es bestialisch – Rösen vermutet, dass im Park, in dessen Nähe er steht, noch unzählige Leichen liegen müssen.

 Mark Rösen aus Xanten ist für I.S.A.R. im Krisengebiet im Einsatz.

Mark Rösen aus Xanten ist für I.S.A.R. im Krisengebiet im Einsatz.

Foto: ISAR Germany

Wenige Stunden zuvor: Anke Gellert-Helpenstein hat an diesem Donnerstag noch nichts von den Philippinen gehört. Sie ist eine von acht Ehrenamtlern, die den Einsatz von I.S.A.R. Germany von der LEitstelle von Moers aus koordinieren. Auch wenn sie nicht wie Rösen und die Kollegen im Krisengebiet ist: Pausen sind auch am Niederrhein derzeit von Seltenheitswert. "Die Konzentration dauerhaft hoch zu halten, ist die schwierigste Aufgabe", sagt Gellert-Helpenstein. Sekündlich kommen Botschaftsanfragen, wollen Journalisten Interviews mit den Mitarbeitern vor Ort führen, müssen Familien dieser Einsatzkräfte auf den neuesten Stand gebracht werden. Über welchen Kanal die Moerser Röse und seine Kollegen erreichen, ist immer davon abhängig, was gerade funktioniert: mal Satellitentelefon, mal Whatsapp, mal Handy.

In Deutschland ist es jetzt Abend, bei Mark Rösen auf den Philippinen schon Nacht. Der Xantener schaut beim Telefonieren auf die Kathedrale von Palo, einer Stadt mit 65 000 Einwohnern, die jetzt einer Geisterstadt ähnelt. Dort baut I.S.A.R. ein großes Behandlungszentrum auf – für heute rechnet Rösen mit einem riesigen Ansturm von Menschen. "Wenn sich das erst einmal in den Ortschaften herumgesprochen hat, kommen sicher hunderte oder tausende von Verletzten", sagt er. Um das Camp aufbauen zu können, mussten heute erst einmal Stromleitungen, die herunterhingen, gekappt werden, die gesamte Ausrüstung von vier Lastern abgeladen werden. 70 Kisten waren das, schätzt Rösen. Und selbst die sind nicht genug. Gestern Abend hat einer seiner Kollegen schon per Telefon Durchfallmedikamente nachbestellt.

Seit dem Wochenende, als der Einsatz losging, hat Rösen zehn Stunden geschlafen. Maximal. "Hier wird durchgearbeitet, wir wollen jetzt loslegen", sagt er. Das Adrenalin hält ihn und seine Kollegen wach. Das Adrenalin und die schrecklichen Bilder. "Was man hier sieht, ist grausam. Die Fernsehbilder sind ein Witz dagegen", sagt der I.S.A.R.-Helfer. Jetzt muss er los, das Camp muss fertig werden, und es gibt noch genug zu tun. "Freitag bricht hier die Hölle los", sagt Rösen. Wenn sie nicht schon da ist.

(RP)
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