Pro & Contra Ist der Nelkensamstag in Moers noch ein Highlight?

Moers · Wie attraktiv ist der Umzug in Moers? Unsere beiden Autoren, beide Besucher des Nelkensamstags am vergangenen Wochenende, sind geteilter Meinung.

Karneval 2020 in Moers: Die Bilder vom Nelkensamstagszug
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Eindrücke vom Nelkensamstagszug in Moers 2020

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Foto: Julia Hagenacker

Pro

Seit über 50 Jahren erlebe ich den Nelkensamstagszug — als Kind, Jugendlicher, Berichterstatter und aktiver Teilnehmer. Eines ist immer gleich: Irgendjemand kommt nach dem Zug auf Dich zu und sagt. "Das war in diesem Jahr aber nichts. Der Zug wird immer schlechter." Karnevalssamstag als Murmeltiertag. Wie toll muss der Zug in seinen Anfängen gewesen sein, wenn er von Jahr zu Jahr schlechter wird und doch noch so viel zu bieten hat, frage ich mich da. Zumindest deutlich prächtiger als der Kölner Rosenmontagszug. Was natürlich Quatsch ist. Moers ist Moers. Alles muss man im Rahmen der Möglichkeiten sehen — und die sind begrenzt.

Die Sponsoren stehen nicht Schlange, jeder, der aktiv am Zug teilnimmt, investiert mehrere hundert Euro und wirft dieses Geld anderen Menschen zu. Angesichts der Kosten gibt es bei uns keine Motivwagen mehr. Wobei ich die, die früher dabei waren, nicht wirklich vermisse, denn richtig gelungen waren sie nie (mit Ausnahme der Lusticana-Wagen). Überlassen wir das den Hochburgen mit ihren professionellen Wagenbauern wie Jacques Tilly. In Homberg und Moers stehen in jedem Jahr zigtausende am Straßenrand. Sie kommen treu zum Nelkensamstagszug. Und sucht man vom Wagen aus den Augenkontakt, sieht man immer wieder echte Begeisterung — bei ganz jungen Jecken, bei Erwachsenen und bei den Senioren. Das Lachen, das Strahlen in den Augen, ist der Grund, warum der Nelkensamstagszug so schön ist. Dirk Möwius

Contra

Eigentlich habe ich den Moerser Nelkensamstagszug immer gerne verfolgt — auch wenn das Wetter mal nicht mitspielte: Genug Sicht auf die Wagen, keine überfüllten Straßen, viele bekannte Gesichter. Weil aber der alkoholische Exzess vieler Jugendlicher auf dem Friedrich-Ebert-Platz von Jahr zu Jahr unerträglicher wird, ist dieser zentrale Treffpunkt schon lange keine Alternative mehr. Nur ein paar hundert Meter weiter in Richtung Rathaus wollte schon kaum noch Stimmung aufkommen, als der Zug vorbeizog. Zwar sind nach 1Veranstalterangaben so viele Teilnehmer dabei gewesen, wie lange nicht — am Wegesrand merkte man davon allerdings nur wenig. In rund 15 Minuten war das närrische Spektakel Geschichte.

Die Wagen zogen mit einem Tempo durch die Straßen, dass die Begleitpersonen auf der Straße Probleme hatten, Schritt zu halten. Wirkliche Begeisterung war den Karnevalisten auf den Wagen auch nicht anzusehen — wodurch auch kein Funke überspringen konnte. Und auch in der Altstadt zwischen Kirch- und Friedrichstraße wollte im Anschluss keine Feierstimmung aufkommen. Während sich dort in den Jahren zuvor die Feiernden drängten und den Tag fröhlich ausklingen ließen, verirrten sich am Samstag nur wenige Jecken zur After-Party in die Altstadt. Die gähnende Leere in der einstigen Partyzone rundete das traurige Tagesbild schließlich ab. Ob Tagesform, Wetter oder Terrorangst — der diesjährige Nelkensamstagszug wird mir nicht in Erinnerung bleiben. Markus Plüm

(RP)
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