Moers Jäger erhalten Kopfgeld für tote Nutrias

Moers · Im Bereich des Moersbaches sind wieder viele Nutrias zu beobachten. Aktionen gegen deren Vermehrung hat die Lineg zurzeit nicht geplant. Allerdings bekommen Jäger, die Nutrias töten, für die Abgabe der Tierschwänze eine Geld-Prämie.

 Vor einigen Jahrzehnten entkamen die aus Südamerika stammenden Nutrias aus Pelzfarmen und begannen, sich in den europäischen Gewässern stark zu vermehren.

Vor einigen Jahrzehnten entkamen die aus Südamerika stammenden Nutrias aus Pelzfarmen und begannen, sich in den europäischen Gewässern stark zu vermehren.

Foto: Hans Glader

Wenn Menschen die Brücke über den Schlossgraben zur Mühlenstraße überqueren, bleiben sie in diesen Tagen häufig stehen und betrachten die großen Nagetiere, die am Ufer Pflanzen vertilgen oder im Wasser ihre Runden drehen. RP-Leser berichten, dass dann unter den Zuschauern oft Fragen wie "Ist das ein Otter? Oder ein Biber" kursieren. Eine Leserin berichtet, dass ein Exemplar die Brücke erklommen und sie ein wenig geängstigt habe.

Doch die Nutrias (Myocastor coypus) - um diese Art handelt es sich - gelten als ungefährlich, so lange man sie nicht belästigt. In Moers werden sie schon seit Jahren immer wieder gesichtet, und gelegentlich vermehren sie sich so stark, dass die zuständigen Behörden Gegenmaßnahmen ergreifen.

Vor zwei Jahren ließ die Lineg die Tiere im Bereich des Schlossparks mit Fallen bejagen, doch die knuffigen Tiere haben eine Menge Fans, und nach einem massiven Proteststurm wurde die Aktion beendet. Derzeit, erklärt Elke Wimmer, die Sprecherin der Lineg, gebe es in Moers keine Auffälligkeiten. Auch für die Stadtverwaltung sind die Tiere derzeit kein Thema.

Dass die Entsorgungsbetriebe und Gewässerschützer die Verbreitung der aus Südamerika stammenden Nutrias mit wachsamen Augen verfolgen, liegt daran, dass die Tiere als Verursacher von Uferschäden und als Bedrohung für die Wasserpflanzen-Flora gelten. In Wachtendonk, im Bereich des Niersverbandes, musste jüngst ein Uferabschnitt in der Nähe der Burgruine für Fußgänger gesperrt werden, weil die Nutrias die Böschung durchlöchert hatte. In vielen Gewässern des Niederrheins fühlen sich die Tiere seit Jahren wohl. Natürliche Feinde haben sie nicht, nur frostige Winter dezimieren ihren Bestand.

Im Bereich der Lineg gibt es zwar derzeit keine gezielten Aktionen gegen die Nager, aber eine sozusagen dezentrale Bekämpfung. Mit Prämien für Nutriaschwänze geht die Genossenschaft das Problem an, wie übrigens auch der Niersverband. "Ein Jäger aus Niep hat jüngst bei uns mehrere Schwänze abgeliefert", sagt Elke Wimmer, Sprecherin der Lineg in Kamp-Lintfort. Für die Schwänze gibt es pro Stück einen kleineren Betrag, der Niersverband etwa zahlt eine "Schwanz-Prämie" von sechs Euro. Neu ist diese Regelung nicht, versichert Wimmer. "Das wird schon seit längerem so gemacht." Das heißt nun aber nicht, dass jeder Bürger sich mit dem Töten von Nutrias ein Taschengeld hinzu verdienen kann. Einen Jagdschein müsse man schon haben, erklärt Margit Heinz, die Sprecherin des Niersverbandes, der auch für Gewässer auf dem Gebiet von Rheurdt zuständig ist.

In einem Runderlass des NRW-Umweltministeriums aus dem Jahr 2008 heißt es dazu: "Es bestehen (...) keine Bedenken, wenn Jagdausübungsberechtigte und von ihnen ermächtigte Jagdgäste Bisam und Nutria im Rahmen der befugten Jagdausübung durch Abschuss töten." Im Bereich des Niersverbandes wurde im Jahr 2016 für 1524 Tiere eine solche "Schwanz-Prämie" gezahlt.

(s-g)
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