Moers Junge Amateurfilmer setzen Moers in Szene

Moers · "Make Moers...again" lautete das Thema des neunten Spontanfilmfestivals in der Grafenstadt. 16 junge Erwachsene hatten 24 Stunden Zeit, in kleinen Teams Filme zu produzieren. Die Premiere stieg am Samstagabend.

Die vier jungen Männer haben Ringe unter den Augen, der fünfte schläft auf dem Sofa im Foyer des Kinder- und Jugendbüros. Doch die Arbeit an ihrem Kurzfilm ist noch nicht ganz geschafft: Mit Musiker Peter Eisold wird nach den passenden Hintergrundmelodien für das Werk gesucht, das von Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen handelt. "Wir brauchen einen Beat, der typisch ist für die Verfolgungsjagden in Actionfilmen", sagt Janek Schulz (18), Regisseur des Teams. "Ja, genau", bekräftigt sein Kollege Mustafa Darcan (21), und versucht die passende Melodie vorzusummen.

Es wird eine Dreiviertelstunde dauern, bis das Team sich einig wird. Mustafa holt als Erster einen Stuhl. "Mensch, kannst du nicht mehr stehen?", neckt Mark Risch (17) ihn. "Hallo, ich war der Hauptdarsteller! Ich musste total viel rennen", antwortet Mustafa mit einem Augenrollen. Mark kontert: "Ja, und ich als Kameramann bin die ganze Zeit neben dir her gerannt." "Hab ich gesagt, dass du mir hinterlaufen sollst?", fragt Mustafa und alle lachen.

Es ist 12.30 Uhr, Samstag, und die Gruppe ist schon seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen, am vergangenen Abend hat sie mit der Arbeit am Kurzfilm begonnen. "Es ist schon krass, die Nacht durchzumachen und dabei unter diesem Zeitdruck zu stehen", findet Janek. "Wir hatten auch Momente, in denen wir einfach nur schlafen wollten." "Trotzdem macht die Arbeit viel Spaß, und wir sind sehr zufrieden mit unserem bisherigen Ergebnis", sagt Robin Hückstädt (16), der mit Mark die Kameraarbeit übernommen hat.

Das Thema "Make Moers...again" verbindet das Team mit dem Begriff Heimat. "Da hier viele Flüchtlinge leben und in ihrer neuen Heimat mit Vorurteilen zu kämpfen haben, wollten wir etwas zu diesem Thema machen", erklärt Janek. "Wir wollten die Realität überspitzt abbilden", ergänzt Mark.

Das Drehbuch samt der handelnden Charaktere ist frei erfunden. Bevor der Film beginnt, wird ein Hinweis eingeblendet: Mit diesem Werk solle keine Nationalität oder Religion beleidigt werden, es handle sich um eine fiktive Geschichte, die "zum Nachdenken anregen" soll. Dann wird ein Mann in einem dunklen Raum gezeigt, er sitzt mit dem Rücken zur Kamera - nur seine Silhouette ist zu erkennen. Seine Stimme wurde nachträglich verzerrt. Er spricht von "Arabern, Türken, überall" und nennt sie "Hartzer, die auf unserer Tasche liegen". Deutschland sei durch die Flüchtlinge ein unfreies Land geworden. Während der Mann spricht, werden kurze Szenenausschnitte eingeblendet, die vermeintlich seine Aussagen unterstreichen: Mustafa auf dem Sofa, wie er sich gähnend aufrichtet, Mustafa, wie er das Arbeitsamt betritt, Mustafa, wie er scheinbar vor einer alten Dame davonläuft. All diese Ausschnitte, die so eindeutig scheinen, werden nach der Ansprache des Mannes aufgelöst.

Eigentlich hat Mustafa bloß verschlafen und muss zum Bus rennen, das Arbeitsamt ist sein Arbeitsplatz und die alte Dame, vor der er scheinbar davonläuft, ist zwar Opfer eines Handtaschendiebstahls geworden - doch Mustafa will sie nicht bestehlen, sondern hilft ihr, indem er dem wahren Dieb, gespielt von Marvin Husmann (20), hinterherläuft und ihn überwältigt.

Während sich das Werk der fünf jungen Männer an der Realität orientiert, haben die anderen Gruppen ihre Fantasie unter Beweis gestellt: Team "Limited Edition" produzierte eine amüsante, aber fiktive Mischung aus Trick- und Spielfilm über die Entstehung von Moers aus einer Kartoffel. Und die dritte Gruppe widmete sich getreu dem Motto "Make Moers...again" einer Geschichte über zwei Grafen, die aufgrund eines Streits zwischen ihren Ländereien eine Mauer errichten wollen.

"Die Jugendlichen haben in den 24 Stunden so viel geschafft", resümiert Mark Bochnig-Mathieu vom Kinder- und Jugendbüro am Samstagmittag. Er hat die jungen Filmemacher 24 Stunden begleitet, sie mit Pizza, KuchMEURen und Snacks versorgt. Bochnigs Fazit: "Das Projekt hat die Kreativität, technische Kompetenzen und den Teamgeist gefördert. Respekt für das Ergebnis."

(jma)
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