Moers Kampf gegen den Schmerz

Moers · Das Krankenhaus Bethanien hat sich sich mit der neuen Oberärztin der Anästhesie und Fachärztin für Schmerztherapie, Eva Hoffmann, am bundesweiten "Aktionstag gegen den Schmerz" beteiligt.

Moers: Kampf gegen den Schmerz
Foto: DPA/Marion Gröning

Schmerzen zu bekämpfen gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben in einem Krankenhaus. Diesem Gebiet wurde jedoch viele Jahre kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Um dem entgegenzuwirken, hat das Krankenhaus Bethanien eine eigene Stelle eingerichtet. Seit März kümmert sich die Spezialistin für Schmerztherapie und Oberärztin für Anästhesie Eva Hoffmann um diesen Bereich.

"Mindestens drei Millionen Menschen in Deutschland leiden an schweren chronischen Schmerzen und gehen über Jahre verzweifelt von einem Arzt zum nächsten. Für sie gibt es selten eine eindeutige Diagnose, noch eine adäquate Behandlung", berichtet die Fachärztin, "Schmerzen - vor allem chronische - beeinträchtigen stark das soziale Umfeld und den Beruf, darauf möchten wir aufmerksam machen." Insgesamt könne man davon ausgehen, dass 28 bis 40 Millionen Betroffene in Deutschland regelmäßig an Schmerzen leiden, so Hoffmann.

Für gestern hatte das Bethanien zum Aktionstag gegen den Schmerz eingeladen. Viele Interessierte fanden den Weg in das Krankenhaus, informierten sich in Vier-Augen-Gesprächen bei Experten über neue Methoden und Erkenntnisse.

Jutta Neumann ist Krankenschwester im Bethanien und hat eine Zusatzausbildung zur Pain nurse ("Schmerzschwester") abgeschlossen. Sie kennt die Schwierigkeiten bei der Behandlung von Schmerzpatienten: "Viele Patienten reden nicht über ihren Schmerz. Man muss an ihrer Mimik, wie sie im Bett liegen, wie sie sich bewegen, erkennen, ob sie Schmerzen leiden." Mittels einer Schmerzskala, bei der das Schmerzempfinden selber angegeben wird, können sich die Patienten mitteilen. Wichtig für eine erfolgreiche Schmerztherapie ist nicht nur die Vernetzung verschiedener Fachgebiete, wie Physiotherapie, Orthopädie, Musiktherapie oder Tumorzentren, sondern auch die Erwartungshaltung und Mitarbeit des Patienten spielt eine Rolle.

Patrick Jotzo ist Psycho-Onkologe und führt zu Beginn einer jeden Schmerztherapie ein Interview mit dem Betroffenen: "Durch die Schmerzerfahrung des Patienten und welche Belastungen vorliegen, kann ein ganzheitlicher Ansatz geschaffen werden." Auf diese Weise wird gemeinsam ein realistisches Ziel erarbeitet, und der Betroffene lernt, mit dem Schmerz umzugehen. Da sich körperlicher Schmerz und seelischer Schmerz oftmals bedingen, muss auch der psychosomatische Aspekt von Schmerz analysiert werden. Rückenschmerzen können beispielsweise auch eine Ursache von familiären Problemen oder Stress im Beruf darstellen.

Die Wartezeit, bis ein Betroffener zu einem Facharzt kommt, kann zwischen zwei bis vier Jahren liegen. Etwa 5000 Schmerztherapeuten arbeiten in Deutschland.

(RP)
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