Moers Katholische Kirche in Moers wird weiblicher

Moers · Drei junge Frauen haben in den Gemeinden St. Josef und St. Martinus ihre Arbeit in den Seelsorgeteams begonnen. Sie möchten gern gemeinsam und über die Pfarreigrenzen hinaus etwas bewegen.

 Desirée Kaiser (links), Stefanie Schwarz (Mitte) und Svenja Nöllen in der Kapelle des St.-Josef-Krankenhauses in Moers.

Desirée Kaiser (links), Stefanie Schwarz (Mitte) und Svenja Nöllen in der Kapelle des St.-Josef-Krankenhauses in Moers.

Foto: Klaus Dieker

Sie haben ihren Dienst im Moers am gleichen Tag angetreten, am 1. August: Desirée Kaiser, Svenja Nüllen und Stefanie Schwarz. Ihr Arbeitsumfeld sind die katholischen Kirchengemeinden St. Josef und St. Martinus. Zwei von ihnen sind Pastoralassistentinnen, Schwarz ist Pastoralreferentin.

Der gleichzeitige Start und ein ähnlicher Hintergrund - alle stammen aus dem "Ruhpott" - haben sicher dazu beigetragen, dass die drei rasch Gemeinsamkeiten entdeckt haben. "Wir verstehen und gut und tauschen uns regelmäßig aus", versichern sie. Wer beim Begriff Pastoralreferent oder -referentin an eine gewisse Betulichkeit und Gespräche im Stuhlkreis denkt, wird im Gespräch mit dem Trio eines Besseren belehrt. "Also, Stuhlkreise gibt es schon noch", sagt Stefanie Schwarz amüsiert. Aber der Beruf habe sich in den vergangenen Jahren durchaus verändert.

Die katholische Kirche gilt nicht gerade als Vorreiter der Frauenbewegung, obwohl in den Gremien und unter den Ehrenamtlern zahllose Frauen aktiv sind. Was führt einen dazu, einen Beruf in einer Institution zu ergreifen, die manche Kritiker gar als frauenfeindlich bezeichnen? Zum einen sind es gute Erfahrungen, prägende Jahre in der Heimatgemeinde oder während des Studiums. "Ich bin überzeugt, dass ich als selbstbewusste Frau innerhalb der Kirche etwas bewegen kann", sagt Desirée Kaiser. Es gebe in der Kirche sowohl konservative als auch liberale Strömungen. Was die 25-Jährige zu diesem Beruf geführt hat? "Zuerst habe ich Chemie studiert", erzählt sie. "Aber dann merkte ich, dass mir die Arbeit mit Menschen fehlt."

"Ich habe in meiner Heimatgemeinde, in Essen, viel Spaß in der Jugendarbeit gehabt", berichtet Stefanie Schwarz. In der Kirche zu arbeiten, der Gedanke habe ihr gefallen. "Ich sprach mit unserem Pfarrer darüber, welche Möglichkeiten ich als Frau habe", erinnert sich die 32-Jährige. Die naheliegende Option: Pastoralreferentin.

Die Aufgaben einer Pastoralreferentin oder -assistentin sind vielseitig. Sie schließen auch seelsorgerliche Tätigkeiten mit ein, die früher Pfarrern vorbehalten waren, beispielsweise den Beerdigungsdienst. Sie tragen bei den entsprechenden Gelegenheiten auch liturgische Gewänder. Was ihnen verwehrt bleibt - wie auch ihren männlichen Pendants -, ist das Spenden von Sakramenten und die Eucharistie.

Grundlage des Berufes ist, wie bei den Geistlichen, meist ein Theologiestudium. Es gibt aber auch die Möglichkeit einer praxisbegleitenden Ausbildung, wie sie Svenja Nöllen gewählt hat. Die 28-Jährige absolviert etwa einmal im Monat Studienwochen in Münster, ab Januar 2017 wird sie zusätzlich ein Fernstudium an der Universität Würzburg aufnehmen. Ihre Kollegin Stefanie Schwarz hat ein Diplom-Studium in Bochum absolviert, Desirée Kaiser hat den Magisterabschluss in Theologie. Pastoralreferentinnen sind also ebenso theologisch fundiert ausgebildet wie Pfarrer. Würde die drei Frauen der Priesterberuf selbst reizen, falls die katholische Kirche ihre Vorbehalte gegen weibliche Pfarrer aufgeben würde?

Die drei schauen sich etwas verlegen an. "Da gibt es natürlich die Frage des Zölibats", sagt Desirée Kaiser. Ansonsten scheinen sie und ihre Mitstreiterinnen in ihrem Beruf beziehungsweise ihrer Ausbildung nichts zu vermissen. Da gibt es die Arbeit mit den Ehrenamtlern, die Jugendarbeit, die liturgische Arbeit. Religionsunterricht gehört ebenfalls zum Spektrum der Tätigkeiten, Desirée Kaiser beispielsweise unterrichtet an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.

Das Trio würde gerne Projekte anstoßen, die über die Grenzen der eigenen Pfarreien hinausreichen. "Es gehört auch zur Ausbildung, so etwas zu entwickeln", sagt Svenja Nöllen. Noch sind die Ideen nicht spruchreif, man darf gespannt sein.

(s-g)
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