Unsere Woche Kein Ostergeschenk für Rayen

Moers · In Rayen wird es keine Tempo-30-Zone geben. Bürger und Politiker, die den Rayenern Gutes tun wollen, sollten sich nun bemühen, den Weiterbau der B528 durchzusetzen.

René Schneider ist Landtagsabgeordneter der SPD in Düsseldorf. Und er möchte seinen Job gerne auch nach den kommenden Wahlen behalten. Dafür stehen die Chancen nicht schlecht. Manche sagen: Schneider könnte bis zur Wahl Urlaub machen und würde trotzdem gewählt werden. Aber Schneider macht natürlich nicht Urlaub, sondern Wahlkampf.

Dass er das kann, hat er oft genug bewiesen. Dass aber auch er beim Gang durch die Niederungen der Lokalpolitik ins Straucheln geraten kann, zeigen seine Äußerungen in Sachen "Verkehrsberuhigung in Rayen". Da meinte er, Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) auffordern zu müssen, "mal die Zähne zu zeigen".

Nun kann man das Lenßen sicher bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit empfehlen. Gegenüber Lenßen kommt diese Aufforderung fast immer an, allein deshalb, weil der Neukirchen-Vluyner Bürgermeister alles andere ist als ein gelernter Zähnezeiger. Aber als es um die Einführung von Tempo 30 in Rayen ging, hat er seine Beißerchen schon gezeigt, wenn auch sozusagen zähneknirschend, da ihm schon klar war, dass er damit keinen Erfolg haben würde. Lenßen hatte nämlich die Einrichtung einer Tempo-30-Zone verfügt, obwohl er damit rechnete, dass der Kreis im Auftrag von StraßenNRW selbige Anordnung wieder kassieren würde. Straßen NRW hatte sich seine Stellungnahme vom Verkehrsministerium absegnen lassen. Dort sitzt mit Michael Groschek ein Sozialdemokrat am Ruder, der ebenfalls nach den Wahlen gerne seinen Job behalten würde.

Wenn hier einer die Zähne zeigen müsste, dann wäre es ja wohl am ehesten Schneider gewesen, der seine Kauwerkzeuge seinem Minister hätte präsentieren können. Tat er aber nicht, und er wird gewusst haben, warum.

Die Wahrheit ist: Eine Tempo-30-Zone in Rayen ist nicht nur vermutlich rechtswidrig, sie würde den Anwohnern auch kaum Entlastung bringen. Schon jetzt quälen sich die Kolonnen oft nur im Schritttempo durch die Ortschaft. Geschwindigkeitskontrollen der Polizei bleiben deshalb wirkungslos.

Die einzige Lösung wäre der Weiterbau der B 528 vom Autobahndreieck Kamp-Lintfort bis zur B 510, um die Pendlerströme und Schwertransporte an Rayen vorbei zu lenken. Dazu aber wäre es nötig, dass Politiker in der Region über Partei- und Ortsgrenzen hinweg ihre Interessen gegenüber dem Bund vertreten, der hier die zuständige Planungsbehörde ist. Gegenseitige Schuldzuweisungen helfen sicher nicht weiter.

Ein schönes Wochenende juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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