Moers/Neukirchen-Vluyn Kerstin Radomski erobert Wahlkreis

Moers/Neukirchen-Vluyn · Zum ersten Mal gewinnt mit der Krefelderin Kerstin Radomski eine CDU-Kandidatin den Wahlkreis 114. Sie setzt sich damit gegen Elke Buttkereit von der SPD durch.

 Kerstin Radomski (CDU) freut sich in Moers.

Kerstin Radomski (CDU) freut sich in Moers.

Foto: Dieker

Als kurz nach 18 Uhr die ersten Ergebnisse der Prognosen über die Bildschirme der "Feinkost-Schneiderei" in der Moerser Pfefferstraße flimmern, hätte der Moderator genau so gut das Telefonbuch von Wanne-Eickel verlesen können, so emotionslos nehmen die CDU-Anhänger den Sieg ihrer Partei auf Bundesebene hin. Die Freude über den Sieg und die Verteidigung der Kanzlerschaft von Angela Merkel wird gedämpft durch die empfindlichen Stimmenverluste und das zweistellige Abschneiden der AfD. Lange müssen die CDU-Anhänger warten, ehe klar ist, dass das doch noch ein schöner Tag für die Christdemokraten wird: Erst weit nach 21 Uhr steht fest, dass es Kerstin Radomski zum ersten Mal geschafft hat. Sie holt 36,82 Prozent der Erststimmen, Elke Buttkereit (SPD) nur 32,06 Prozent.

Die ersten Gratulationen nimmt Radomski in der CDU-Geschäftsstelle ihrer Heimatstadt Krefeld entgegen. Zuvor hatte sie noch einen Zwischenstopp bei den Parteifreunden im Neukirchen-Vluyner Klingerhuf eingelegt. "Ich kann es noch gar nicht so richtig glauben, dass ich das geschafft habe. Den Wahlkreis hat noch nie ein Christdemokrat gewonnen. Selbst in Neukirchen-Vluyn liegt Buttkereit nur mit 70 Stimmen vorne. Da zeigt sich doch, dass sich die Arbeit in den vergangenen vier Jahren gelohnt hat und dass es richtig war, zu versuchen, so viele Menschen wie möglich persönlich kennenzulernen."

 Siegmund Ehrmann, scheidender Bundestagsabgeordneter der SPD, tröstet Elke Buttkereit.

Siegmund Ehrmann, scheidender Bundestagsabgeordneter der SPD, tröstet Elke Buttkereit.

Foto: Dieker Klaus

Ingo Brohl, Fraktionsvorsitzender der CDU im Moerser Rat, spricht sogar von einem "historischen Wahlsieg Kerstin Radomskis". Dieses Ergebnis sei aber auch ein Statement der Moerser CDU in Richtung Bundespolitik, da man besser abgeschnitten habe als im Trend.

Elke Buttkereit zeigte sich, als das Ergebnis gegen 21.40 Uhr nahezu feststand, "tief enttäuscht, auch über diesen großen Abstand". Auf manche Fragen, welche die Menschen bewegten, habe man offenbar nicht die Antworten gehabt.

Ratlos über das Ergebnis war auch das SPD-Urgestein Günter Zeller aus Neukirchen-Vluyn. Gerade dort, in der Heimatstadt von Elke Buttkereit, hatten die Sozialdemokraten auf einen starken Rückhalt für die Kandidatin gehofft. Doch blieb das Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. "Ich habe keine Erklärung", sagt der Fraktionsvize. Elke Buttkereit sei wirklich jemand aus dem Volk.

Auf der Seele lagen den Sozialdemokraten auch die Erfolge der AfD. Elke Buttkereit bekannte, dass sie die Proteststimmung unter den Bürgern während des Wahlkampfs durchaus gespürt habe: "Es ist mittlerweile schwierig, den Wähler zu erreichen", sagte sie leicht resigniert. "Alles wird über einen Kamm geschoren, nach dem Motto 'Die da oben verstehen uns nicht mehr.'"

Markus Nacke, CDU-Fraktionsvorsitzender in Neukirchen-Vluyn, gestand: "Als ich die erste Prognose sah, dachte ich: Hoppla, mit diesen Verlusten hätte ich nicht gerechnet." Es sei klar, dass viele CDU-Anhänger ihre Zweitstimme der FDP gegeben hätten, damit diese wieder in den Bundestag komme. Das Ergebnis im Wahlkreis kommentierte Nacke: "Der Heimvorteil von Elke Buttkereit hat nicht ausgereicht."

(RP)
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