Moers Kinder gehen unter die Baumeister

Moers · Im Grafschafter Musenhof unternehmen Ferienkinder eine spannende Reise ins Mittelalter. Diesen Sommer dreht sich alles darum, wie die Menschen anno dazumal ihre Häuser gebaut haben - mit Lehm, Holz, Mörtel und Stein.

 So haben die Menschen im Mittelalter die Bauteile für ein Haus angefertigt.

So haben die Menschen im Mittelalter die Bauteile für ein Haus angefertigt.

Foto: Christoph Reichwein

An der Kleiderausgabe beginnt in Moers das Mittelalter: Mädchen und Jungen stehen Schlange, um das passende Outfit zu finden: Lange Gewänder mit bunten Bändern, die so schön im Wind wehen, für die Mädchen, Kappen und Holzschwerter für die Jungen. Im Grafschafter Musenhof hat gestern das Ferienprogramm begonnen. Kaum, dass sich die Pforte zur Spiel- und Lernstadt geöffnet hat, stürmen die Kinder aufs Gelände und erobern sich das dort aufgebaute Dorf mit Wachturm, Kerker, Pranger und Fachwerkhäusern. Die Eltern, die sie gebracht haben, sind bald vergessen. Sie nutzen die Zeit für einen Bummel durch die Innenstadt.

Der Grafschafter Musenhof, der in direkter Nähe zum Schloss liegt, wurde 2010 eröffnet. Die Stadt Moers hatte sich damals mit dem Konzept einer Spiel- und Lernstadt am Landeswettbewerb "Standort Innenstadt NRW" beteiligt und gehörte zu den Siegerinnen. "Der Musenhof ermöglicht es uns, den Besuchern ein niederschwelliges Angebot zu machen, das die Inhalte des Grafschafter Museums im Schloss aufgreift", erläutert Museumsleiterin Diana Finkele die Idee.

Seit drei Jahren öffnet sich der Musenhof auch in den Sommerferien für alle Kinder, die das Mittelalter entdecken und erfahren wollen. In diesem Sommer stehen die Baumeister und Handwerker von anno dazumal im Mittelpunkt der kindgerecht erarbeiteten Workshops: "Stein und Mörtel bauen ein Haus: Bauen wie im Mittelalter": So lautet das Thema für das dreiwöchige Ferienangebot, das Museumspädagoge Alexander Borchard entwickelt hat. Er hat eigens für das Thema den imposanten Holzkran aus dem Museums-Magazin geholt und im Dorf aufstellen lassen. Dieser war mal Bestandteil einer Ritter-Ausstellung im Schloss. Zu bestaunen gibt es aber auch eine Brettschneider-Säge und Zimmermann-Werkzeuge.

In der ersten Woche geht es um die Baustelle: Borchard und das ehrenamtliche Helferteam stellen Materialien und Werkzeuge vor, die die Menschen damals für den Häuserbau benutzen. "Wir stellen Berufe vor wie Brettschneider, Zimmerleute, Töpferinnen, Seilerinnen und Ziegler", erzählt der Museumspädagoge. Und es werden Seile gebastelt. In der zweiten Woche geht es um das Bauen mit Stein. Die Ferienkinder dürfen selbst aktiv werden und können kleine Steinmauern errichten - aber nur mit dem Werkzeug, das auch damals benutzt wurde. In der letzten Woche erfahren die Teilnehmer schließlich, wie die Häuser von innen aussahen. "Die meisten waren mit Riet gedeckt. Es gab aber auch Gebäude mit Dachpfannen. Dazu gehörten Schmieden und Bäckereien, weil dort die Brandgefahr natürlich hoch war", erklärte Borchard. Mit Dachpfannen bauten auch die Menschen im Mittelalter, die es sich leisten konnten.

Das Programm, das bis zum 19. August läuft, ist für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren geeignet. Eltern können in dieser Zeit einen Bummel in der Innenstadt machen. Die Atmosphäre ist locker und angenehm. "Wir räumen viel Zeit für das freie Spiel ein und unterbrechen nicht, wenn es gerade so viel spannender ist, Räuber und Gendarme zu spielen", sagt der Museumspädagoge. Die meisten Kinder, die gestern zum Auftakt der Ferienaktion in den Musenhof gekommen waren, kennen sich dort schon bestens aus.

"Ich bin schon zum zweiten Mal hier", ruft ein Mädchen. "Ja, ich kenne hier auch ganz viele Gesichter aus dem letzten Jahr", antwortete Borchard und ließ die Kinder erstmal durchs mittelalterliche Dorf toben, auf Stelzen laufen, den Brunnen entdecken und hinauf in den Wachturm klettern.

(RP)
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