Moers Kinderkarneval verkehrt

Moers · Kamellen werden beim Zug der Regenbogenschule nicht wie üblich von den Teilnehmern in die Zuschauerschaft geworfen. Hier ist es anders: Die "Werfer", in der Regel Eltern und Großeltern der Schüler, stehen am Straßenrand.

 Die Regenbogen-Schüler zogen durch Meerfeld - und sammelten viele Kamelle ein.

Die Regenbogen-Schüler zogen durch Meerfeld - und sammelten viele Kamelle ein.

Foto: Christoph Reichwein

Auch kleine Jecken können große Karnevalsumzüge machen. Das sieht man alle Jahre wieder in Meerfeld. Rund 260 Kinder der dortigen Regenbogen-Grundschule zogen gestern gut eine Stunde lang in bunten Kostümen von ihrer Schule Hinter dem Acker zum Rheinkamper Ring und zurück. Zuvor hatten sich die kleinen Jecken bereits eine Stunde lang mit einer riesigen Polonaise durch das Schulgebäude, diversen Tanzdarbietungen und einer großen Kostümprämierung sowie einer wilden Kinder-Disco in die Umzugsstimmung gebracht.

Entsprechend aufgekratzt waren die Gemüter, als sich nun alle bei strahlendem Sonnenschein um zehn Uhr zum Abmarsch auf dem Schulhof versammelten. Dabei wimmelte es nur so von aufgeregten Prinzessinnen, Cowboys, Rittern, Vampiren und anderen fantasievollen Gestalten. Der sechsjährige Maximilian war als Polizist gekommen. Allerdings ohne die dazu gehörige Pistole. "Die ist zu Hause", erklärte er. "Patronen habe ich auch nicht dabei." Trotzdem werde er bei dem Umzug für die nötige Ordnung sorgen, beteuerte er. "Jetzt geht's los", ertönte eine laute Frauenstimme und brachte damit alle Beteiligten dazu, sich klassenweise mit ihren Lehrerinnen in einer langen Zweierreihe aufzustellen. Wie üblich, hatten einige Klassen fantasievoll geschmückte Bollerwagen zum Sammeln der während des Umzuges geworfenen Kamellen und anderer Süßigkeiten dabei. Die werden nämlich in Meerfeld nicht wie bei anderen Karnevalsumzügen üblich von den Teilnehmern in die am Straßenrand befindliche Zuschauerschaft geworfen, sondern umgekehrt von dort in den Umzug. In diesem Fall sind die "Werfer" in der Regel die Eltern und Großeltern der Regenbogenschüler. Dazu kommen aber inzwischen zahlreiche Nachbarn der Schule, wie zum Beispiel der neben der Schule beheimatete Kindergarten "Bauklötzchen". Hier stürzte gleich nach Beginn des Umzugs eilig ein junger Mann aus dem Gebäude und verteilte aus einem großen Sack Unmengen von Popcorn-Tüten an die vorbeiziehende "Regenbogen-Kolonne".

Da auch die am Straßenrand aufreihte Zuschauerschar nicht an "Wurf-Kamellen" geizte, waren die Bollerwagen schon nach kurzer Zeit gefüllt. "Deren Inhalte teilen wir gerecht unter den Klassen auf", erklärte Sabine Wiegen, Klassenlehrerin der 4B und 4C.

Das ist an der Regenbogenschule ebenso eine lange Tradition wie die vielen Berliner Ballen, die beim Zwischenstopp des Umzugs hinter dem Edeka-Markt am Rheinkamper Ring auf die Kinder warten und sie für den nicht mehr ganz so "süßen" Rückweg zu ihrer Schule stärken sollten.

(RP)
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