Moers Krimi-Festival: Elke Pistor erfindet Ermittler mit Privatleben

Moers · Ein Mann und ein Kind laufen durch einen Wald. Kurz darauf wird das Kind Zeuge, wie der Mann eine Mutter und ihre kleine Tochter erschießt. So beginnt der neue Roman "Treuetat" von Elke Pistor, und so begann auch die Lesung, mit der die Kölner Schriftstellerin beim Moerser Krimifestival in der Trauerhalle des Bethanien- Krankenhauses zu Gast war. Gut 90 Minuten ließ sie das Publikum an dem inzwischen zweiten Fall ihrer Mord-Ermittlerin Verena Irlenbusch teilnehmen, einer mysteriösen Mordserie, die, wie sich am Ende herausstellen soll, ihre Wurzeln in der viele Jahre zurückliegenden, grausigen Tat im Wald hat.

 Elke Pistor liest in der Kapelle des Krankenhauses Bethanien.

Elke Pistor liest in der Kapelle des Krankenhauses Bethanien.

Foto: Klaus Dieker

"Ich wähle für meine Romane immer ein herausstechendes Thema", beschrieb die Psychologin zwischendurch ihre Arbeitsweise. "In diesem Fall sind das traumatische Kriegserlebnisse und deren jahrelange Verdrängung. Dabei geht es mir weniger um die politische Seite als darum, was die Leute später ganz persönlich mit ihren Erinnerungen machen."

Letzteres wurde zwar nicht verraten, ließ sich aber dennoch irgendwie erahnen. Ein von Elke Pistor bewusst eingesetztes Spannungselement, das auch Verena Irlenbusch und ihre Kollegen Christoph Todt und Leonie Ritter anfangs im Dunkeln tappen lässt. "Ich lege meinen Romanfiguren gerne Steine in den Weg. Kleine zum Stolpern und große zum Drumherumwandern. Und wenn sie die dann alles geschafft haben, lasse ich es regnen." Außerdem, so erklärte sie weiter, achte sie immer darauf, dass die Ermittler auch ein Privatleben haben: "Das finde ich spannend." Ein Prinzip, dem sie in ihrem neuen Buch treu geblieben ist. So lässt sie Kommissarin Verena Irlenbusch in "Treuetat" wieder neben ihrer Ermittlungsarbeit privat die Verantwortung für ihre an Alzheimer erkrankte Großmutter tragen und konfrontiert sie mit der Nazi-Vergangenheit ihres Großvaters.

Die nächste Lesung findet am Samstag ab 19 Uhr im Peschkenhaus statt. Herbert Genzmer liest "Das perfekte Spiel".

(lang)
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