Moers/Kamp-Lintfort Kritik an einer Werbung in Moerser Stadtplan

Moers/Kamp-Lintfort · Ein Ratsmitglied sorgt sich wegen Geschäftsbeziehungen um die Außenwirkung der Stadt.

Im Moerser Rathaus hängt Werbung für eine Firma aus, deren Inhaber rechtsextremes Gedankengut vertreten sollen. Kritik daran wurde im nichtöffentlichen Teil der letzten Ratssitzung laut. Die Werbung erscheint auf einem Stadtplan, die von insgesamt rund 30 Anzeigen für verschiedene Firmen flankiert wird. Der Stadtplan wurde von einem externen Verlag angefertigt und hängt in einigen Büros im Rathaus.

Die kritisierte Werbeanzeige auf dem Stadtplan bezieht sich auf ein Unternehmen in Moers, das der Ehefrau eines ehemals stadtbekannten Neonazis gehören soll. Der Mann bezeichnet sich im Internet als Disponent der Firma. Er selbst soll eine Firma in Kamp-Lintfort haben. Es handelt sich um denselben Mann, der mit Aufklebern in Verbindung gebracht wird, die am 11. Mai massenweise an der Hoerstgener Straße in Kamp-Lintfort aufgetaucht waren. Auf den Aufklebern prangten ausländerfeindliche Parolen und Sprüche wie "I love Htlr". Ob der Mann tatsächlich etwas damit zu tun hat, ist offen. In Hoerstgen hat es, wie berichtet, inzwischen eine Versammlung gegeben, bei der Bürger Vertretern der Stadtspitze und der Polizei ihre Sorgen mitgeteilt haben.

Nach dem Bericht über die Aufkleber erhielt unsere Redaktion anonym eine selbstgebrannte CD zugestellt. Sie enthielt rechtsradikales Liedgut sowie das Paulchen-Panther-Lied, das einst in einem Bekennervideo von der Terrorzelle NSU benutzt worden sein soll. Zudem wurden wir von einer Anwaltskanzlei aus Leipzig aufgefordert, nicht weiter zu behaupten, dass auf einem privaten Grundstück in Hoerstgen immer wieder die Reichskriegsflagge gehisst werde und "Treffen" stattfinden. Dies hatte uns der Hoerstgener Pfarrer Stefan Maser erzählt.

Im Moerser Rat hat nun ein SPD-Politiker den Bürgermeister auf den Hintergrund der erwähnten Umzugsfirmen hingewiesen. Das Ratsmitglied erläuterte die Symbolik der Kennzeichen der Firmenfahrzeuge, auf den die Buchstaben WP und die Zahlen 1488 stünden. WP stehe für "White Power", die 14 ist bekannt als Symbol für eine rassistische Äußerung ("Fourteen Words") des amerikanischen Rechtsextremisten David Lane, die 88 ist eine Umschreibung für HH, "Heil Hitler". Auf einem Firmenfoto im Internet ist tatsächlich ein Fahrzeug mit der Kennzeichennummer 1488 zu erkennen.

Stadtsprecher Thorsten Schröder betonte gestern, dass der kritisierte Stadtplan nur intern gebraucht werde. Er sei praktisch, weil das Papier etwas dicker und damit stabiler sei. Ansonsten gebe man im Rathaus dem offiziellen Stadtplan den Vorzug. Der sei werbefrei und zum Preis von fünf Euro auch für jeden zu haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort