Moers Landratsamt: Kritik an Kostenexplosion

Moers · Die für den Umbau veranschlagte Summe liegt inzwischen bei gut 5,3 Millionen Euro. Die denkmalgeschützten historischen Holzdecken des Gebäudes sind möglicherweise nicht zu erhalten.

 Bernhard Schmidt (Verein "Erinnern für die Zukunft") und Museumschefin Diana Finkele im ehemaligen Kreistags-Saal. Ob die denkmalgeschützten Holzdecken der Räume erhalten werden können, ist derzeit fraglich.

Bernhard Schmidt (Verein "Erinnern für die Zukunft") und Museumschefin Diana Finkele im ehemaligen Kreistags-Saal. Ob die denkmalgeschützten Holzdecken der Räume erhalten werden können, ist derzeit fraglich.

Foto: kdi (archiv)

Die Kosten für den Umbau des Alten Landratsamts schießen immer weiter in die Höhe. War im Oktober noch von 4,1 Millionen Euro genannt worden, so war kurz später schon von 4,5 Millionen Euro die Rede. Tatsächlich steht im abgeschlossenen Vertrag die Summe von 4,728 Millionen Euro, wie Roland Rösch von der Stadtbau Moers GmbH gestern im Ausschuss für Bauen und Liegenschaften sagte. Auch diese Summe ist inzwischen allerdings überholt. Wie Rösch mitteilte, seien "nicht unerhebliche Mehrkosten" zu erwarten. Mindestens 620.000 Euro zusätzlich müssen ausgegeben werden - wegen einer aufwendigen Brandschutztechnik, wegen einer nicht vorhergesehenen Dachbalkensanierung, allgemeinen Preissteigerungen im Baugewerbe sowie einer besonderen Baulogistik: Unter anderem habe sich herausgestellt, dass das vorhandene Grundstück zu klein sei, um darauf einen Kran zu postieren. Stattdessen würden Lasten nun per Laufband transportiert.

Seit November laufen die Bauarbeiten im Alten Landratsamt. Das Gebäude wird entkernt. 400.000 Euro seien bereits "verbaut" worden, sagte Rösch. Die bauliche Situation sei schwierig. Im Zuge der Arbeiten habe es unangenehme Überraschungen gegeben. So habe sich herausgestellt, dass der Dachstuhl des zwischen 1898 und 1900 gebauten Gebäudes marode sei. Zudem seien unerklärliche Risse im Mauerwerk aufgetreten. Rösch: "Die Gebäudefestigkeit ist nicht so, wie sie sein sollte."

Statiker seien dabei, die Ursachen zu erforschen und Maßnahmen zur Stützung des Gebäudes zu entwickeln. Derzeit werde darüber nachgedacht, die historischen Holzbalkendecken durch eine Stahlbetonkonstruktion zu ersetzen. Die Holzdecken stehen allerdings unter Denkmalschutz. Man sei in Gesprächen mit der Denkmalbehörde, berichtete Rösch. "Der Versuch, die Holzdecken zu retten, steht im Vordergrund", betonte er vor den Ausschussmitgliedern.

Die Fraktionen wunderten sich vor allem über die Kostensteigerungen. Ingo Brohl (CDU) kritisierte eine "Scheibchentaktik", wie sie immer wieder bei öffentlichen Projekten angewandt werde. Brohl bezweifelte, dass die Kosten für den Umbau des Landratsamts am Ende unter 5,5 Millionen Euro bleiben werden. "Ich glaube das nicht" sagte er. Zwar wird der Umbau des Landratsamts von Land und Bund mit 3,35 Millionen Euro gefördert. "Am Ende geht es aber immer um Steuergelder", sagte Brohl.

Das Alte Landratsamt, in dem bis 1975 der Kreistag getagt hat, wird in den kommenden Jahren vom Keller bis ins Dachgeschoss hinauf umfassend saniert. Es entstehen unter anderem barrierefreie Zugänge mit Rollrampen, Aufzüge werden eingebaut und neue Fluchtwege erschlossen. Das Gebäude wird nach dem Umbau ein Museum über die Moerser Geschichte des 20. Jahrhunderts (mit Schwerpunkt auf dem Nationalsozialismus) und über das Wirken von Hanns Dieter Hüsch enthalten. Auch die Volkshochschule wird einige Räume nutzen. Eine Brauerei will zudem eine Gaststätte mit Biergarten eröffnen.

(RP)
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