Moers Letztes Frühstück in der DRK-Seniorenbegegnungsstätte

Moers · Das Deutsche Rote Kreuz kann die Begegnungsstätte in der Neustraße nicht mehr finanzieren. Morgen ist der letzte Tag.

 Zum letzten Mal trafen sich gestern die Besucher des "Marktfrühstücks" in der Begegnungsstätte.

Zum letzten Mal trafen sich gestern die Besucher des "Marktfrühstücks" in der Begegnungsstätte.

Foto: Klaus Dieker

Dienstagmorgen kurz nach neun Uhr. Zum traditionellen "Marktfrühstück" im Moerser DRK-Heim sind fast alle Stammgäste gekommen. Die Tische sind mit 50 Personen voll besetzt. Die meisten Gäste sind in muntere Gespräche vertieft. Daran, dass sich die besucher zum letzten Mal hier treffen, mögen viele nicht denken. Es ist das letzte Frühstück, weil der Träger das Heim morgen zum letzten Mal öffnen wird. .Seit 1996 gab es hier die Tagesstätte, seit 2000 zweimal in der Woche das Frühstücksangebot. Dies sowie die Turnkurse, die Spielenachmittage und das Waffelessen werden nun wegfallen.

Seit 27 Jahren ist Michael Birkner ehrenamtlich mit viel Herzblut für den Moerser Ortsverein des DRK aktiv. Das Haus an der Neustraße hat er damals mit aufgebaut. Er und seine Vorstandskollegin Vera Braune finden es traurig, dass dieser Standort nun aufgegeben werden muss. "Ein Treffpunkt für ältere Mitbürger im Herzen von Moers fällt damit weg", bedauert Birkner. Braune ergänzt: "Für viele war die Begegnungsstätte wie ein zweites Wohnzimmer, wo man gemütlich zusammen sein konnte."

Das Ende des DRK-Heims deutete sich schon vor zwei Jahren an. Damals unterzog die Stadt die Seniorenbegegnungsstätten einer von der Universität Dortmund erarbeiteten Qualitätsanalyse. Neben drei Häusern der Awo schnitt damals auch das Heim in der Neustraße schlecht ab. Als Folge dieser Bewertung beschloss der Rat eine Kürzung der Mittel für die betroffenen vier Einrichtungen. Die Folgen des Einschnitts beschreibt Birkner, der kurz vor Weihnachten zum neuen Vorsitzenden des DRK-Ortsverbandes gewählt worden war: "Wir können die Einrichtung nicht mehr finanzieren. In der Begegnungsstätte wird Geld verbrannt, das wir im Sanitätsdienst dringend benötigen." Laut Birkner hat das Defizit im vergangenen Jahr 12 500 Euro betragen. "Und im Sanitätsdienst fahren wir mit einem Wagen herum, der schon 30 Jahre alt ist."

Trotzdem fällt der Abschied schwer, am schwersten natürlich den Besuchern: Ingrid Hülsmann (76) zum Beispiel gehört fast schon zum Inventar. Als ehrenamtliche Helferin war sie 14 Jahre lang eine der Seelen des DRK-Hauses. Sie sagt: "Es war immer so schön zu sehen, wie sich die Leute freuen." Ihre fürsorgliche und umsichtige Art wurde sehr geschätzt. Das betonen auch Ingrid Hamacher (78) und ihre beiden Freundinnen, die vor rund zwei Jahren das Frühstückstreffen für sich entdeckt hatten. "Leider etwas spät - schade, dass sie nun schließen müssen", so die rüstige Dame. "Man konnte den Ort gut mit dem Bus erreichen und das Frühstück mit einem Einkauf auf dem Wochenmarkt verbinden." Nun müssen sich die Freundinnen einen neuen Treffpunkt suchen.

Ähnlich ergeht es vielen anderen auch. Die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin Heike Eckebrecht-Presnac hat die Besucher deshalb bereits auf alternative Begegnungsstätten im Umkreis hingewiesen. Und wie geht es ihr an einem der letzten Arbeitstage hier? "Wenn sich gleich der Raum leert und wir die Reste des Frühstücks abräumen, werde ich schon sehr traurig sein", sagt sie. Immerhin hat sie bereits eine neue Stelle gefunden.

Das DRK-Büro im Untergeschoss wird erhalten bleiben. Sanitäts- und Katastropheneinsätze, Polizeiverpflegung und Blutspendetermine werden von dort koordiniert. Der Rest des Hauses aber wird vermietet. "Nur zum Trödelmarkt werden wir, wie gewohnt, im Hof zu Suppe und Kaffee laden", so Birkner.

(RP)
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