Moers Lieder über die Liebe in der Stadtkirche

Moers · Bassbariton Giulio Alvise Caselli und Stella-Louise Göke singen Liederzyklen von Hugo Wolf und Gustav Mahler.

 In der Stadtkirche war eine Erstaufführung zu erleben: Liederzyklen in neuer Orchesterbesetzung.

In der Stadtkirche war eine Erstaufführung zu erleben: Liederzyklen in neuer Orchesterbesetzung.

Foto: kdi

Im Rahmen der "Five o'clock"-Konzertreihe in der Moerser Stadtkirche waren am Sonntagabend zwei Liederzyklen von Hugo Wolf und Gustav Mahler zu hören. Konrad Göke, der die Konzerte in der Stadtkirche kuratiert, hatte seine Tochter, die Sopranistin Stella-Louise Göke, und den Bassbariton Giulio Alvise Caselli als Solisten eingeladen. Stella-Louise Göke, die regelmäßig in der Stadtkirche auftritt, hat ihr Gesangsstudium am "ArtEZ Konservatorium" in den Niederlanden absolviert, am "Concours de la Chanson" teilgenommen und im vergangenen Jahr am Pariser "Théâtre de l'Alliance française" debütiert. Bei der Aufführung von Mozarts "Don Giovanni" bei der "Biennale" in Venedig, die vom italienischen Fernsehsender RAI übertragen wurde, hat Giulio Alvise Caselli die Titelrolle gesungen.

Nach Auftritten am Berliner Konzerthaus und beim "Rheingau Musik Festival" ist er in dieser Spielzeit als Hans Scholl in der Oper "Die weiße Rose" in Augsburg auf der Opernbühne zu sehen. In der gut besuchten Stadtkirche wurden die beiden Solisten vom Akkordeonisten Marko Kassl, Dozent an der Hochschule für Musik in Detmold, dem Klarinettisten Robert Beck, Dozent an der Hochschule für Musik in Bremen, und der Cellistin Sonja Asselhofen, die an den Musikhochschulen in Würzburg und Köln studiert hat, begleitet. Die musikalische Fassung der zwei Liederzyklen für Akkordeon, Klarinette und Violoncello, die beim Konzert in Moers ihre Erstaufführung erlebte, stammt von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn. Eröffnet wurde das Konzert mit vier "Mignon-Liedern" von Hugo Wolf nach Gedichten aus dem "Wilhelm Meister"-Roman von Johann Wolfgang von Goethe. Die Sopranistin Stella-Louise Göke, die den Altarraum der Stadtkirche barfuß in einem weiten, weißen Kleid und mit einem bunten Blumenkranz auf dem Kopf betrat, sang die Lieder "Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide" und "Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh'n" mit geradezu entrückter und beseelter Innigkeit und Verklärung.

Die vier "Lieder eines fahrenden Gesellen" von Gustav Mahler trug der Bassbariton Giulio Alvise Caselli, der ebenfalls auf Schuhe verzichtet hatte, anschließend überaus dramatisch mit kräftiger Stimme und ausdrucksstarker Mimik vor. Die Lieder "Wenn mein Schatz Hochzeit macht", "Ging heut' morgen über's Feld", "Ich hab' ein glühend Messer" und "Die zwei blauen Augen von meinem Schatz" handeln allesamt von einer sehnsuchtsvollen, aber zugleich unerfüllten und hoffnungslosen Liebe, die den fahrenden Gesellen zu seiner rastlosen Wanderschaft aufbrechen lässt. Der Liederzyklus erinnert thematisch an die berühmte "Winterreise" von Franz Schubert.

Um nach derart viel Herzschmerz und Verzweiflung nicht depressiv den Heimweg anzutreten, waren die Besucher im Anschluss an das Konzert dazu eingeladen, sich bei einem Glas Wein und sardischen Spezialitäten noch mit den beteiligten Musikern in der Stadtkirche zu unterhalten.

(RP)
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