Moers Lineg: Nutrias werden nicht mehr bejagt

Moers · Die Nager vermehren sich wieder. Doch den Entrüstungssturm von Tierfreunden wollen sich die Lineg-Mitarbeiter nicht mehr antun.

 Manche finden sie putzig, anderen graut es vor den orangefarbenen Nagezähnen der Nutrias. Im Moerser Gewässern fühlen sich die Tiere sehr wohl.

Manche finden sie putzig, anderen graut es vor den orangefarbenen Nagezähnen der Nutrias. Im Moerser Gewässern fühlen sich die Tiere sehr wohl.

Foto: kdi

Wer am frühen Abend die Brücke über den Stadtgraben überquert, der kann sie sehen: Nutrias, die auf der Nahrungssuche an den Ufern herumwuseln und an Pflanzen kauen. Die großen Nagetiere sind sichtlich wieder dabei, sich in den Gewässern des Moersbachs zu vermehren. Auch an der Nepix Kull im Schlosspark wurden immer wieder große Bestände gesichtet.

Elke Wimmer, Sprecherin der Lineg kann das bestätigen: "Die Bejagung der Tiere mit Fallen war letztlich nicht nachhaltig." Im vergangenen Jahr hatten die Stadtverwaltung und die Lineg einen Tierfänger eingesetzt, der im Schlosspark Fallen aufstellte. An das, was dann folgte, erinnern sich die Lineg-Mitarbeiter nur ungern: Ein Sturm der Entrüstung ging auf den Jäger, die Lineg und die Stadt nieder. Die Mitarbeiter wurden von Tierfreunden teilweise aufs heftigste beschimpft. Der Konflikt wurde über die Region hinaus beachtet. Sogar der deutsche Zweig der Tierschutzorganisation PETA schaltete sich ein.

Bei der Lineg hat man fürs erste Konsequenzen gezogen. Die Tiere zu bejagen, komme nicht mehr in Frage angesichts einer so feindseligen öffentlichen Meinung, stellt Elke Wimmer klar. Irgendwann könne es der Bevölkerung allerdings mit den Nutrias zu viel werden, meint sie. Bis es so weit ist, hat die Lineg andere Wege beschritten: Sie will aufklären. "Dazu haben wir eine Informationsbroschüre zu diesem Thema erstellt. Außerdem veranstaltet die Genossenschaft, in deren Zuständigkeit sich die Gewässer der Region befinden, regelmäßig eine "Wasserschule" für Kindergartengruppen. "Wir zeigen den Kindern beispielsweise, was hier so in den Gewässern lebt", berichtet Wimmer.

Nutrias stammen ursprünglich aus Südamerika, sie wurden ihres Fells wegen in Europa gezüchtet, einigen Tieren gelang es, in die freie Natur zu flüchten. Ähnlich wie Bisamratten, Marderhunde und Waschbären haben sie sich in der heimischen Natur festgesetzt. Die Meinungen, ob das gut oder schlecht ist, sind auch unter Zoologen geteilt. Manche halten die so genannten Neophyten, also eingewanderte Tierarten, für weitgehend harmlos, andere befürchten, dass sie heimische Arten verdrängen und das Biosystem schädigen.

Was die Nutrias betrifft, so fürchten Wasser-Genossenschaften wie die Lineg vor allem die Buddeltätigkeit der Tiere, die in der Vergangenheit schon zum Zusammenbruch von Deichen und Uferbereichen geführt hat. In Gebieten mit mildem Klima wie dem Niederrhein fühlen sich die Nagetiere besonders wohl. Kalte Temperaturen mögen sie dagegen gar nicht. In harten Wintern geht ein Teil des Bestandes zugrunde. Der jetzige milde Winter lässt allerdings erwarten, dass die Tiere sich wieder massiv ausbreiten werden.

Manche Leute freuen sich darüber. Für gewisse Parkbesucher wirken die Nager mit ihren leuchtend orange Zähnen knuffig und liebenswert. Immer wieder wurden Personen beobachtet, die die Tiere anfüttern und so weiter für das Wachsen des Bestandes sorgen.

(RP)
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