Moers Literarische Fundstücke in Meerbeck

Moers · Meerbeck "Fundstücke" – unter diesem Titel stand bereits vor 14 Tagen die Eröffnung des diesjährigen "Meerbecker Kulturfrühlings" mit Arbeiten des Moerser Künstlers Rüdiger Eichholtz, und unter dem gleichen Titel ging es am Sonntag in der an diesem Nachmittag zu einem Caféhaus umgestalteten oberen Etage des SCI-Jugendsozialzentrums in der alten Meerbecker Barbaraschule weiter, wobei es diesmal aber nicht um bildnerische, sondern um literarischen Fundstücke ging. Die drei Schlosstheaterschauspieler Marieke Kregel, Katja Stockhausen und Matthias Heße hatten dazu in ihrem Bücherschrank nach Texten gekramt, die irgendwann in ihrem Leben mal besonders bedeutend für sie gewesen waren oder ihnen ganz einfach nur gefallen hatten, um sie am Sonntag in einer gut 90 Minuten dauernden Lesung einem interessierten Publikum vorzutragen.

Während Marieke Kregel und Katja Stockhausen gleich mehrfach fündig geworden waren, hatte Matthias Hesße dagegen nur ein einziges dickes Buch mitgebracht, aus dem er später allerdings eine etwas längere Geschichte vorzutragen gedachte. Den Auftakt machten aber erst einmal Marieke Kregel mit einer kurzen Passage aus Watzlwicks "Anleitung zum Unglücklichsein" und anschließend ihre Kollegin Katja Stockhausen mit einer von Thomas Bernhard ("Ich bin ein Fan von ihm.") verfassten Geschichte über zwei angehende Pianisten, die an dem Genie eines dritten zerbrechen. Dann war Matthias Heße mit seinem "etwas längeren Beitrag" dran, und zwar mit dem parabelhaft ironischen Märchen "Der ergebene Freund" des britischen Schriftstellers Oscar Wilde, in dem es um eine besonders dreiste, manipulative Auslegung des Begriffes "wahre Freundschaft" ging. "Zuerst fand ich die Geschichte total blöd und dann total toll", erklärte Matthias Hesße die Wahl seines speziellen literarischen "Fundstückes". Auch seine beiden Kolleginnen ergänzten ihre Vorlesebeispiele zwischendurch immer wieder mit persönlichen Bemerkungen. So stellte Katja Stockhausen zum Beispiel "Die Blinde" von Rainer Maria Rilke als ihr "absolutes Lieblingsgedicht" vor, und wenn Marieke Kregel die von ihr gewählte, melancholische Tschechow-"Geschichte der Frau N.N." auch nicht ausdrücklich auf sich selber bezog, so merkte man ihr beim Lesen die persönliche Berührung dennoch an. Für die 20 Besucher waren die literarischen Fundstücke der Drei allein wegen ihrer gekonnten schauspielerischen Darbietung schon ein Genuss, und die angebotene Bewirtung machte diesen Nachmittag auch noch kulinarisch richtig köstlich. Die nächste Veranstaltung im Rahmen des "Meerbecker Kulturfrühlings 2011" findet am 15. Mai um 15 Uhr wiederum bei Kaffee und Kuchen in der ersten Etage des SCI-Jugendsozialzentrums, Barbarastraße 12 statt. Dann wird der zweite Vorsitzende des Vereins "100 Jahre Kolonie Meerbeck" Tepper "Dönekes rund um den Bergbau" erzählen. Eintritt ist frei.

(RP)
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