Heimat genießen - in Moers Marmelade aus dem eigenen Garten

Moers · Harry Schröder steht jeden Dienstag und Freitag auf dem Moerser Markt. Neben selbst gemachtem Honig und Senf verkauft er auch seine eigene Marmelade. Dafür steckt er viel Zeit in die Produktion der einzelnen Sorten.

 Harry Schröder steht mit seiner Marmelade und seinem Honig dienstags und freitags auf dem Moerser Markt.

Harry Schröder steht mit seiner Marmelade und seinem Honig dienstags und freitags auf dem Moerser Markt.

Foto: Klaus Dieker

Um 7 Uhr baut Harry Schröder seinen Stand am Neumarkt auf. Ab 8 Uhr laufen schon die ersten Besucher vorbei, bleiben stehen und schauen sich die große Auswahl an. Das Sortiment bei Schröder reicht von einfachsten Sorten wie Erdbeermarmelade bis hin zu ungewöhnlichen Mischungen wie Pflaumenchilimarmelade. Aus Pflaumen produziert er derzeit besonders viele Konfitüren, da Erntezeit der lila-farbenen Frucht ist. Nicht nur die Mischung mit Chili verkauft er, sondern auch Pflaumen mit Vanille oder mit Zimt. Der Pflaumensenf ist ebenfalls nur im Herbst bei ihm erhältlich. Andere Senfsorten verkauft Schröder auch. Das Schild "Honig aus eigener Imkerei" an seinem Stand verspricht zudem leckersten Brotaufstrich für den Frühstückstisch.

Für die Produktion der Marmelade pflückt der Duisburger Obst aus dem eigenen Garten. "Mein Ur-Großvater besaß schon das Haus und hat sich damals einen großen Obstgarten angelegt. Seit ich in dem Generationenhaus wohne, benutze ich die Früchte für meine Marmelade", sagt Schröder. "Viele Obsthändler geben auch ihre überschüssigen Früchte ab. Die sind nicht schimmelig, deshalb nehme ich sie auch für die Produktion." Dahinter steckt auch ein sehr großer Aufwand.

"Am meisten Zeit kostet die Vorbereitung. Zum Beispiel bei den Erdbeeren. Die muss ich waschen und bei jeder Einzelnen den grünen Strunk abmachen. Danach mixen und gelieren." In seiner Marmelade stecken zwei Drittel Frucht und ein Drittel Zucker. "Das macht sie qualitativ hochwertiger. Im Supermarkt wird viel mehr Zucker dazu gepackt, weil es einigen Leuten besser schmeckt", sagt Schröder.

Aber nicht jedes Gelee eignet sich für den Brotaufstrich beim Frühstück. Viele Sorten nimmt Schröder lieber zu einer warmen Mahlzeit. "Die Tomatenmarmelade esse ich am liebsten als Beilage beim Essen. Eine Ananasmarmelade ist sehr schwierig herzustellen, da sich die Frucht schlecht gelieren lässt." Der erfahrene Marmeladenhersteller produziert Zuhause seine Konfitüre, wenn er nicht gerade auf dem Markt steht. "Dienstags und freitags bin ich in Moers am Neumarkt. In Rheinhausen stehe ich nur samstags auf dem Markt, am Mittwoch ist da nie was los."

Aber was genau ist der Unterschied zwischen der Marmelade aus dem Supermarkt und selbst produzierter? "Zum einen ist die Marmelade, die ich verkaufe, frischer. Zum anderen ist in der Marmelade aus dem Supermarkt vier Prozent Fleisch enthalten. Die Früchte werden nicht kontrolliert, ob womöglich Maden in dem Obst leben, sondern einfach in den Mixer geworfen und verarbeitet", sagt Schröder. Er schaue sich jede Frucht sorgfältig an, bevor er sie für die Produktion von Marmelade auswählt. "Das gehört zur Vorbereitung und ist zwar anstrengend, macht aber die Qualität der Marmelade aus."

Außerdem ist er Imker und besitzt Zargen, Bienenkästen, in seinem Garten. Für seine 48-jährige Arbeit hat Harry Schröder die Ehrennadel in Gold vom deutschen Imkerbund erhalten. Er ist außerdem langjähriges Mitglied im Imkerverein Rumeln-Kaldenhausen. "Ein Tipp an die Leute, die Honig aus dem Ausland mitnehmen wollen: Das kann bei der Grenzkontrolle teuer enden. Denn Produkte tierischen Ursprungs müssen die Hygienevorschriften vom Zoll erfüllen. Es kann passieren, dass die heimischen Bienen das leere Honigglas aus dem Ausland im Glascontainer anfliegen und sich infizieren. Dann fliegen sie zurück und stecken den ganzen Bienenbau mit der Infektion an."

Wenn der Moerser Markt dienstags und freitags um 14 Uhr zu Ende ist, hat Schröder eine Stunde Zeit, um alles in seinem Wagen zu verstauen. Danach fährt er mit seinem Marktstand nach Hause nach Duisburg und produziert neue Marmelade, die er beim nächsten Mal den Marktkunden in der Grafenstadt wieder anbieten wird.

(phkl)
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