Moers Meerbecker Kulturfrühling mit Geschichten aus dem Orient

Moers · Frank Kunert und Dieter Zisenis entführten ihre Zuhörer zwei Stunden lang in eine unbekannte Welt.

 Frank Kunert und Dieter Zisenis lasen, die Moerser Akkordeonweiber musizierten. RP-Foto: kdi

Frank Kunert und Dieter Zisenis lasen, die Moerser Akkordeonweiber musizierten. RP-Foto: kdi

Foto: Dieker Klaus

Der Orient, märchenhaft und fremd, war am Montag Gegenstand einer ungewöhnlich unterhaltsamen Lesung im SCI-Sozialzentrum an der Barbarastraße. Im Rahmen des diesjährigen Meerbecker Kulturfrühlings entführten dort Frank Kunert und Dieter Zisenis ihre Hörer zwei Stunden lang mit Geschichten von "Tausendundeiner Nacht", Karl May, sowie Reiseberichten von Gestern und Heute in eine für uns nach wie vor in vielen Dingen unbekannte Welt.

"Die Beziehungen zwischen Europa und dem Orient haben eine lange, wechselvolle Geschichte, die zurzeit vor allem durch die Ströme von syrischen Kriegs- und afghanischen Terrorflüchtlingen geprägt sind. "Deswegen haben wir beschlossen, diese Lesung heute weniger heiter, sondern mehr nachdenklich zu gestalten", erklärte Frank Kunert zu Beginn, bevor Dieter Ziensis die erste Runde mit einer aus dem 14. Jahrhundert stammenden, blumigen Beschreibung des persischen Dichters Hafis über die Liebe begann und dann mit einer, ebenfalls der Liebe gewidmeten, Passage aus Goethes "Ost Westlichen Diwan" fortsetzte.

Dazu passte das Lied von der schönen "Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe" der vier "Akkordeonweiber", die den Abend zwischenzeitlich mit weiteren musikalischen Leckerbissen bereicherten. Anschließend ging es dann in die zentraliranische Stadt Isfahan, zunächst mit zwei aus den 1930er Jahren stammenden Reiseberichten von Annemarie Schwarzenbach und Robert Byron, die sowohl die baulichen als auch zahlreichen anderen künstlerischen Schönheiten der Stadt priesen.

Die darauffolgenden Auszüge aus einem neuzeitlichen Reisebericht des deutsch-iranischen Schriftstellers Navid Kermani ließ die Stadt jedoch nicht mehr ganz so glanzvoll erscheinen. Nach einem kurzen Ausflug in die von zahlreichen bahnbrechenden Wissenschaftserkenntnissen geprägten Anfänge des Islam entführte Dieter Zisensis die Hörer dann in die Welt der schönen Scheherazade und ihren Geschichten, mit denen sie in "Tausendundeiner Nacht" den blutigen Rachegelüsten eines zwischen Indien und China regierenden Inselherrschers ein Ende setzte.

Selbstverständlich fehlte in der literarischen Orientreise von Frank Kunert und Dieter Zisenis auch nicht jener Schriftsteller, der mit seinen Abenteuerromanen "Durchs wilde Kurdistan" oder "Von Bagdad nach Stambul" die Vorstellungen der Deutschen vom Orient wie kein anderer geprägt hat: Karl May.

Die nächste Veranstaltung im Rahmen des diesjährigen "Meerbecker Kulturfrühlings" findet am 6. Mai im katholischen Jugendheim, in der Lindenstraße 38 statt. Dort entführt der Musiker Yegor Zabelov die Zuhörer ab 17 Uhr mit seinem Akkordeon in seine weißrussische Heimat und in die Weiten des Tango. Der Eintritt ist frei.

(lang)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort