Moers Mehr als nur eine Arbeitsstelle

Moers · Handwerkskammer Düsseldorf und Kreishandwerkerschaft Wesel kürten im Moerser Autohaus Minrath Aram Mustafa zum Lehrlings des Monats. Der engagierte 35-jährige Iraker legte die Zwischenprüfung mit Bestnote 1,5 ab.

 Minrath-Geschäftsführer Thomas Borusiak, Präsident der IHK Düsseldorf Andreas Ehlert, Mechatroniker-Azubi Aram Mustafa und Kreishandwerksmeister Günter Bode.

Minrath-Geschäftsführer Thomas Borusiak, Präsident der IHK Düsseldorf Andreas Ehlert, Mechatroniker-Azubi Aram Mustafa und Kreishandwerksmeister Günter Bode.

Foto: Klaus Dieker

Aram Mustafa hat es geschafft. Der Auszubildende im zweiten Jahr arbeitet im Autohaus Minrath als angehender KFZ-Mechatroniker bereits in seinem Traumberuf. "Das wollte ich immer schon", erzählt der 35-Jährige aus dem Irak. Der berufliche Weg gestaltete sich zunächst als steinig und hindernisreich. Als Jugendlicher erlebte er den Giftgasangriff in seiner Heimatstadt Halabja im kurdischen Norden des Irak. Die Flucht führte ihn ohne seine Familie 2009 an den Niederrhein. Moers wurde Lebensmittelpunkt. Herausforderungen wie dem Asylverfahren und das Erlernen der deutschen Sprache stellte er sich und holte auch den Realschulabschluss nach. "Ich habe in verschiedenen Berufen gearbeitet", erzählt er. Auch wenn eine Anlern-Ausbildung bei einem Sterne-Koch in der Schweiz mit ersten Berufsjahren als ein richtiger Weg erschien, wagte Aram nochmals einen Neustart. Einblicke bot eine Berufseingliederungsmaßnahme in verschiedene Handwerke und bestätigte ihn in seiner Wahl, dem Kfz-Handwerk. Die Begründung liefert er gestern prompt bei dem Treffen mit den offiziellen Vertretern der Handwerkskammer Düsseldorf und der Kreishandwerkerschaft Wesel.

Die ständige Weiterentwicklung macht für ihn den Reiz aus. Das Thema Elektro-Mobilität schlägt neue Kapitel auf. "Das ist mein Traumberuf. Das Kfz-Handwerk kennt kein Ende, sondern ich muss in meinem Beruf immer wieder etwas Neues lernen", sagt der 35-jährige, der mit jungen Auszubildenden die Berufsschulbank drückt. Mit welcher Begeisterung er bei der Sache ist, belegt alleine schon das Ergebnis der Zwischenprüfung mit Bestnote 1,5 vor Kurzem, auf das Kreishandwerksmeister Günter Bode hinwies. Mustafas offizielle Ausbildungszeit wird von der Agentur für Arbeit dabei nur als zweieinhalbjährige Umschulung gefördert, auf die sich Minrath einstellte. Kammerpräsident Andreas Ehlert würdige das starke Engagement mit Leuchtturmqualität von Aram Mustafa. Von Lebensgefahren und einschneidenden Erfahrungen habe sich Aram nicht einschüchtern lassen. "Nach meinen Erfahrungen sind erfolgreiche Persönlichkeiten aus einem härterem Holz geschnitzt", so Ehlert, der zugleich auf die gelebte Integration aufmerksam machte. Gerade Lehrlinge und Mitarbeiter mit Zuwanderergeschichte, Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten, leisten ein Beitrag zur friedlichen Völkerverständigung. Aus elf Kreishandwerkerschaften im Kammergebiet hatte Aram Mustafa alle Kriterien für die Auszeichnung "Lehrling des Monats" erfüllt.

Dazu zählen unter anderem besondere Handfertigkeiten, Leistungs- und Verantwortungsbereitschaft. Dass das Moerser Autohaus Minrath das Talent des jungen leistungsstarken Irakers schnell erkannte, erklärt sich durch die Jahrzehnte lange Ausbildungserfahrung und Menschenkenntnis, die beispielsweise Jörg Klama als Ausbilder, Personalchef Reinhard Grehl und Geschäftsführer Thomas Borusiak an den Tag legten. Das Autohaus Minrath feiert am 1. Mai sein 65-jähriges Bestehen und ist mit neun Standorten am Niederrhein und 350 Mitarbeitern vertreten.

Derzeit durchlaufen 50 junge Menschen bei Minrath eine Ausbildung im kaufmännischen wie im gewerblich-technischen Bereich. Serviceschwerpunkte sind neben dem Verkauf von jährlich 7500 Fahrzeugen die Dienstleistungen in den Kfz-Werkstätten. "Wir bieten ein hohes Ausbildungsniveau. Die Mischung von jungen und erfahrenen, älteren Mitarbeitern bestätigt uns. Wir fördern unseren Nachwuchs", so Geschäftsführer Borusiak. Erfolgreiche Prüflinge werden traditionell übernommen. Aram Mustafa ergänzt: "Für mich ist es mehr als nur eine Arbeitsstelle, für mich ist es wie eine Familie."

(RP)
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