Unsere Woche Mehr Respekt für unsere Polizei!

Moers · In Moers stehen zwei Polizisten wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Ein Prozess, der nachdenklich macht.

In dieser Woche hat mich persönlich kein Thema mehr berührt als die Strafverhandlung gegen zwei junge Polizeibeamte. Ihnen wirft die Anklage vor, einen Betrunkenen entgegen anders lautender Anweisung am Stadtrand von Moers ausgesetzt zu haben. Beim Versuch, zurück zu trampen, war der Mann in der Dunkelheit von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden. Es ist jenseits aller Fragen nach der juristischen Verantwortung, ein tragischer Fall. Da ist zum einen der Getötete: Laut Zeugen ein netter Kerl, der aber rettungslos in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen steckte. Dann ist da der junge Autofahrer, zufälligerweise auch der letzte Mensch mit dem das Unfallopfer sprach, Minuten bevor ihn der Wagen des jungen Mannes erfasste. Auch ihn wird das schreckliche Geschehen sein Leben lang verfolgen. Zu den tragischsten Figuren zählen aber die beiden Polizisten, die den Auftrag bekommen hatten, den Alkoholkranken nach Hause zu bringen. Zeugenaussagen belegen, wie sehr der später Getötete zunächst die Ärzte im Krankenhaus Bethanien und später die beiden Polizisten in Beschlag nahm. Schon am frühen Morgen hatte das unter Heroin- und Alkoholeinfluss stehende Opfer sein Essen nicht mehr bei sich behalten können und war von einem Freund mit einem Pferdetransporter ins Krankenhaus gebracht worden. Dort legte er sich, mit Ärzten und Pflegern an. Mehrfach holten die Polizisten ihn erst aus dem Bethanien-, dann aus dem St. Josef-Krankenhaus. Der Mann war so mit Erbrochenem und Exkrementen besudelt, dass die Wachdienstleiterin ihn duschen, in einen Anzug der Spurensicherung stecken und dann nach Hause bringen ließ. "Wir wussten nicht, was wir mit ihm machen sollten", sagte die Beamtin vor Gericht: "Er war weder ein Fall für die Ärzte noch für die Polizei." Auch die junge Frau muss wohl zu den Opfern gezählt haben. Selbstvorwürfe plagten sie, Zweifel an sich, aber auch an ihren Kollegen, denen sie blind vertraute. Egal wie der Prozess ausgeht: In jener Nacht ist vieles zerbrochen.

Es ist richtig, dass die Ereignisse vor Gericht aufgearbeitet werden. Aber es ist unerträglich, wie die Angeklagten in den sozialen Medien vorverurteilt werden. Unsere Polizei verdient Respekt. Und das nicht nur, wenn ein netter Bezirksbeamter einer Oma über die Straße hilft, sondern auch dann, wenn unsere Beamten sich buchstäblich die Hände schmutzig machen.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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