Moers Minister: "Moerser Modell ist Vorbild"

Moers · NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer (SPD) informierte sich gestern im Rathaus über die Integration von Flüchtlingen. Bürgermeister Christoph Fleischhauer (CDU): "Bei uns kommt zu wenig Geld an." SCI zieht positive Bilanz.

Moers: Minister: "Moerser Modell ist Vorbild"
Foto: Christoph Reichwein

Der Bunte Tisch Moers bereitet ein Rückkehrerprogramm für Flüchtlinge vor. Das teilte gestern Nachmittag der Vereinsvorsitzende Amar Azzoug anlässlich des Besuchs von Integrationsminister Rainer Schmeltzer (SPD) im Moerser Rathaus mit. Der Minister war auf Einladung seines Parteifreundes Ibrahim Yetim gekommen, der im Landtag Vorsitzender des Integrationsausschusses ist.

Azzoug nutzte die Gelegenheit, nicht nur auf die vergangenen Leistungen zu schauen, sondern auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Noch in diesem Herbst soll eine Tagung mit verschiedenen Organisationen, die mit Flüchtlingen zu tun haben, das Rückkehrerprojekt vorbereiten, das im kommenden Jahr starten soll. Zielgruppe sind Menschen aus so genannten sicheren Herkunftsländern, die keine Bleibeperspektive in Deutschland haben. Dabei wird es in erster Linie um Migranten aus Nordafrika geben. Ihnen, so erläuterete Azzoug in einem Gespräch mit unserer Redaktion, solle etwa durch Sprach- und Qualifizierungsmaßnahmen ermöglicht werden, in ihrer Heimat eine Chance zu bekommen, die mit ihrer "Flucht" verbundenen, oft hohen Schulden zu bezahlen und so vor Familie und Freunden das Gesicht zu wahren.

Azzougs Bunter Tisch kann dabei auf Erfahrungen zurückgreifen, die die Organisation bei der Heimführung von Bosnien- und Kosovo-Flüchtlingen in den 90er Jahren gemacht hatte. Auch damals sei der Bunte Tisch in Deutschland Vorreiter gewesen, sagt Azzoug.

Anlass für den gestrigen Ministerbesuch war die Präsentation des Projekts "Bildung - ein Grundrecht auch für Flüchtlinge". Daran beteiligt sind neben dem Bunten Tisch unter anderem die Handwerkskammer Duisburg, die Arbeitsagentur und das Jobcenter des Kreises Wesel, die Stadt Moers sowie das Krankenhaus Bethanien.

Letzteres war beim gestrigen Minister-Meeting durch Professor Stefan Möhlenkamp vertreten. Seine Klinik schult Flüchtlinge mit einem medizinischen Hintergrund. Dabei gehe es vor allem um die Vermittlung der medizinischen Fachsprache und die Anerkennungs und den Ausbau beruflicher Qualifikationen. Trotz der - im Patienteninteresse - hohen Hürden ist sich Möhlenkamp sicher: "Wir schaffen das." Er rechnet damit, dass bereits im kommenden Jahr dem ersten Schüler des Bethanien-Projekts die Approbation erteilt werden kann.

Auch Frank Bruxmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Duisburg, sieht dem kommenden Jahr gespannt entgegen. Gemeinsam mit dem Bunten Tisch und der Agentur für Arbeit hat er im September 2014 ein Projekt zur beruflichen Bildung für 16 Flüchtlinge gestartet. Zehn von ihnen sind nach erfolgten Sprach- und Qualifizierungsmaßnahmen in einer Umschulung zum Sanitär- und Klimatechniker. Wenn alles gut geht, so Bruxmeier, werde im kommenden Jahr der erste Gesellenbrief ausgereicht werden können. Illusionen über den langen Weg, den sowohl Flüchtlinge als auch die deutsche Gesellschaft noch vor sich haben, macht er sich dennoch nicht. Fünf bis sieben Jahre werde die Integration in den Arbeitsmarkt wohl dauern, sagt er. "Zehn", meint sogar Barbara Ossyra, Chefin der Agentur für Arbeit in Wesel.

Um den Job zu schaffen, sind weitere Investitionen nötig. Dazu Bürgermeister Christoph Fleischhauer zu seinem ministeriellen Gast: "Bei uns kommt zu wenig Geld an."

Der zeigte sich beeindruckt von dem, was ihm präsentiert wurde: "Ich empfehle das Moerser Modell gerne anderen Landesteilen zur Nachahmung."

Zum "Moerser Modell" gehören aber auch zahlreiche Projekte, die gestern beim Ministerauftritt nicht präsentiert worden konnten. Eines davon war die Kooperation von SCI, Rotariern, Lions, Kreishandwerkerschaft Wesel, Enni, Stadt Moers und Volksbank bei der Beschäftigung und Qualifizierung von Flüchtlingen im Rahmen des Projekts Idaas (Integration durch Ausbildung, Arbeit und Sprache).

Gestern feierten die Mitwirkenden den Abschluss des Projekts, das aufgrund der Initiative der Moerser Rotarier zustande kam und nun auch durch einen Film dokumentiert wurde: Von den 16 jungen Männern, die das Programm durchliefen, haben vier inzwischen einen Ausbildungs-und drei einen Arbeitsplatz. Drei durchlaufen eine Qualifizierungsmaßnahme. Und zwei weitere könnten schon in Arbeit sein, würde die Bundesbehörde Bamf ihren Antrag bearbeiten.

(RP)
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