Moers Mit schnittigem Sportrad auf Streife

Moers · Der 47 Jahre alte Andreas Weber ist Polizeihauptkommissar. Bis zu 5000 Kilometer legt er auf dem Rad im Jahr zurück.

 Kontrollieren, informieren, aufklären - nur so lässt sich nach Meinung der Polizei sich die Sicherheit der Radfahrer auf Dauer verbessern.

Kontrollieren, informieren, aufklären - nur so lässt sich nach Meinung der Polizei sich die Sicherheit der Radfahrer auf Dauer verbessern.

Foto: Klaus Dieker

Polizeihauptkommissar Andreas Weber kommt auf leisen Reifen. So mancher Autofahrer mit Handy am Ohr wundert sich, wenn er an der Ampel plötzlich neben dem Auto steht und ans Fenster klopft . Weber ist Fahrradpolizist. Auf einem schnittigen Sportrad mit Polizeiemblem streift er durch Moers, regelmäßig aber auch durch die anderen linksrheinischen Städte des Kreises. Tagtäglich, auch bei Wind und Wetter, 3000 bis 5000 Kilometer im Jahr. "Wir machen alles, was eine Streifenwagenbesatzung auch macht", erklärt der 47-Jährige. Das Rad biete der Polizei zusätzliche Möglichkeiten, Präsenz zu zeigen. "Wenn ich über den Friedhof fahre, dann freuen sich die alten Damen." Weber verfolgt, wenn nötig, aber auch Autos. Mit dem Rad komme er im dichten Verkehr oft besser voran als ein Streifenwagen.

Vor acht Jahren wurde Weber der erste Fahrradpolizist im Kreis, zusammen mit Jürgen Hildebrand, der inzwischen von Oberkommissar Norbert Placke abgelöst wurde. "Der Hauptgrund waren die vielen Fahrradunfälle, besonders mit Kindern." Ein Auge auf die Radfahrer zu richten - auf ihr Fehlverhalten, aber auch auf ihre Probleme und Bedürfnisse als Verkehrsteilnehmer -, das liegt Weber nach wie vor besonders am Herzen. Er könne Radfahrern buchstäblich auf Augenhöhe begegnen. "Und man merkt schnell, dass die Leute das Bedürfnis haben, die Polizei anzusprechen."

Derzeit gehen Weber die im letzten Jahr stark gestiegenen Zahlen von Unfällen mit Radfahrern durch den Kopf (wir berichteten). Es sei normal, dass die Zahlen schwanken, sagt er. Das könne viele Ursachen haben, selbst das Wetter spiele eine Rolle. Genauen Aufschluss könnten nur eingehende Analysen der Unfälle liefern. "Aber ich möchte das nicht kleinreden. Wir werden dagegen mit aller Macht ankämpfen." Kontrollieren, informieren, aufklären - nur so lasse sich die Sicherheit der Radfahrer auf Dauer verbessern. "Auf null werden werden wir die Zahlen aber nie drücken können."

Viele Unfälle wären vermeidbar, weiß Weber. Jede Unfallstelle nehme er oder sein Kollege aus der Radfahrersicht in Augenschein. Dies könne helfen, Fragen zu klären. Weber erinnert sich, wie man sich einmal gewundert habe, warum ein verunglückter Radler trotz Radwegs auf der Straße unterwegs war. Weber stieg auf den Sattel, fuhr zum Unfallort und wusste Bescheid: "Gebüsch ragte über den Gehweg, Fußgänger wichen auf den Radweg aus, die Radfahrer mussten ausweichen . . ."

Es gebe aber auch Merkwürdigkeiten in der Verkehrsplanung, die Radfahrern das Leben schwer machen. Wie an einer Bushaltestelle am Bahnhof, wo ein Gehweg fehle und das Wartehäuschen direkt am Radweg stehe - so dass die wartenden Fahrgäste diesen oft blockierten. Auch die Aufmerksamkeit von Autofahrern lasse manchmal zu wünschen übrig, sagt Weber. "Die Schnelligkeit von E-Bike-Fahrern wird oft unterschätzt." Und: Die vielen Baustellen in der Stadt seien der Sicherheit der Radfahrer nicht gerade zuträglich. "Kinder werden dort manchmal mit dem Rad auf die Straße gezwungen. Wenn ich das morgens beobachte, bleibt mir das Herz stehen, sagt Weber, selbst dreifacher Vater.

Vor allem aber sei der Radfahrer ein sehr eigenwilliger Verkehrsteilnehmer. "Er möchte nicht schieben", hat Weber im Laufe der Jahre festgestellt. Das Fahren auf der falschen Straßenseite - eine verbreitete Unsitte - sei oft in dieser "Faulheit" begründet. Zum Beispiel zwischen Aldi und Edeka an der Uerdinger Straße. "Soll ich zweimal die Straße wechseln, das ist viel gefährlicher!", hört der Beamte oft von "Geisterradlern", die er dort anhält. "Wenn ich dann vorschlage, das Rad zwischen den Geschäften zu schieben, gucken die mich an, als hätte ich die Entdeckung des Jahrzehnts gemacht."

Radfahrer unterschätzten oft die Gefahr, in der sie sich befinden, sagt Weber. Vielleicht sind deshalb so viele ohne Licht im Dunkeln unterwegs. "Dabei kostet eine Glühbirne nur ein paar Euro." Erwischt Weber ein Schulkind mit einem defekten Rad, wird es belehrt und die Eltern bekommen einen Brief von der Polizei. Erwischt er einen Erwachsenen, wird dieser mit zehn Euro zur Kasse gebeten. "Wenn Sie mich treffen, ist es ein nettes Gespräch - aber nicht umsonst." Denn das Knöllchen fördere die Einsicht erheblich.

(RP)
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