Moers MOCCA feiert "Klassentreffen"

Moers · Frühere Redakteure, Mitarbeiter und Sympathisanten haben in der Moerser Kulturkneipe "Röhre" in nostalgischer Stimmung den dreißigsten Geburtstag der Kulturzeitung MOCCA gefeiert.

 Die journalistischen Streiter von einst am Samstag in der "Röhre".

Die journalistischen Streiter von einst am Samstag in der "Röhre".

Foto: Klaus Dieker

Als eine der Hauptinitiatoren des Abends gebührte es dem früheren MOCCA-Chefredakteur Rafael Pilczek, die nach und nach eintrudelnden früheren Mitstreiter an einem der früheren Kerntreffpunkte der MOCCA-Mitarbeiter, der "Röhre" , zu begrüssen.

"Darf ich Dich drücken"? lautete das persönliche Wort des Mannes, der gemeinsam mit Achim Müntel den Anstoß zu dem gemeinsamen Treffen der alten Kultur-und Jugendzeitschrift gegeben hatte, die von 1986 bis 1990 eine der Säulen der Moerser Kulturszene war. Und holte für jeden, der wollte, aus einem Karton die Sonderausgabe "30 Jahre MOCCA" .

"Als wir die Idee hatten, war der Gedanke: Es sollte ein bisschen so sein wie ein Klassentreffen", meinte er beim offiziellen "Hallo" in die Runde.

"Ihr wart regelmäßig hier, bestimmt drei- bis viermal die Woche", erinnerte sich der frühere "Röhre"-Inhaber Markus Brinkmann. Redakteure, Mitarbeiter und frühere Sympathisanten der damaligen Kultzeitung verbrachten einen stimmungsvollen Abend. Die junge Band "The Left Trace" mit Felix Hecker, Jonathan Linde, Simon Dlugos und Theresa Cerchi ließ den Geist der damaligen Zeit wieder spürbar werden.

"Das Austesten, wie weit kann man gehen", das habe das Blatt ausgezeichnet, fand der damalige Lehrer am Grafschafter Gymnasium, Ulrich Verspohl, der damals mit Carsten Bolk und einem Mac ankam, um die Zeitung zu layouten

"Das war was Besonderes - dass einen Anzahl von zehn, fünfzehn jungen Leute länger sowas am Laufen gehalten hat", erinnerte sich der aus Berlin angereiste Pensionär. Ein kritischer Artikel über Altenheime, habe sogar das Hinzuziehen eines Rechtsanwaltes erforderlich gemacht Weitere Höhepunkte: Hefte im Überformat oder mit verkehrten Buchstaben und die irritierende Aktion, als man die Stadt zur Kommunahlwahl mit Pakaten der "MOCCA-Partei" pflasterte.

"In der Hochzeit hatten wir 45 Leute in der Sitzung , da wurde wirklich alles durchdiskutiert", erinnerte sich Layouter Carsten Bolk an Redaktioskonferenzen in der früheren Volksschule "Südring". "Und wir haben die Auslieferung der Exemplare damals mit dem Auto gemacht. Jeder hat irgendwie drei Kartons ausgeteilt , und die waren im Nu weg." "Es war eine Zeitung, die für die Moerser Kultur und die linksalternative Szene eine Lücke gefüllt hat", bekannte Silvia Rosendahl, eine damalige Leserin.

Und irgendwie kristalliserte sich an diesem Abend heraus, wie sehr die MOCCA "eine prägende Erfahrung" für viele derjenigen war, die damals mit daran beteiligt waren. "Das hat mich insofern geprägt, als dass es mir einen Berufswunsch vorgegeben hat , meinte Anja Steinhoff, die damals noch Kolshofer hieß und später Kommunikationswissenschaft studierte.

"Es ist erstaunlich, wieviele von uns in der Kommunikationsbranche geblieben sind", meinte der frühere MOCCA-Redakteur Andreas Quinkert. Er arbeitet heute als PR-Freelancer in Duisburg. "Wir haben Sachen gemacht, die heute so sicher keiner mehr machen würde - und ich habe darüber gelernt, Menschen zuzuhören."

Als ein besonderer Gast wurde Reinhard Rosemann gewürdigt, der frühere Jugendamtsleiter. Sein Kommentar zum Jubiläum: "Alles hat seine Zeit."

(aflo)
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